Leitfaden zur Quellensuche

Quellenleitfaden

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Willkommen zum Quellenleitfaden - unserem umfassenden Begleiter in die faszinierende Welt der Quellen. Ob Ihr nun aus Neugierde, Naturverbundenheit oder wissenschaftlichem Interesse mehr über diese kostbaren Naturschätze erfahren möchten, hier findent Ihr wertvolle Informationen und praktische Anleitungen zur Erkundung, Dokumentation und zum Schutz von Quellen.

 

Dippmannsdorfer Paradies

 

 

 Quellgebiet Dittmannsdorfer Paradies Koordinaten

 

Das Hügelland des Hohen Fläming ist geologisch recht jung. Die bis zu 200 Meter hohen Rücken sind Altmoränen der Saalevereisung vor rund 130.000 Jahren. Anders als der weiter nördlich gelegene Teil Brandenburgs, der in der jüngeren Weichseleiszeit vor 115.000 bis 10.000 Jahren ein weiteres Mal von Gletschern bedeckt war, blieb der Hohe Fläming zu dieser Zeit eisfrei. Wegen seines Untergrunds aus Geschiebe ist der Hohe Fläming an seiner Oberfläche sehr wasserarm, was einer der Gründe sein dürfte, dass er von jeher dünn besiedelt ist. An den dichtenden Schichten darunter sammeln sich allerdings große Niederschlagsmengen, die an den Randlagen in zahlreichen klaren Quellen mit kalkarmem Wasser wieder aussickern. So reihen sich an der bewaldeten Hangkante nördlich von Bad Belzig die Flämingdörfer Schwanebeck, Lütte, Dippmannsdorf und Ragösen aneinander.

Allein beim Straßendorf Dippmannsdorf gibt es rund 50 Quellen, die meisten davon westlich des Ortes im „Paradies“, einem der bedeutendsten Quellgebiete des Fläming. Der Name „Paradies“ soll auf zwei zusammengewachsene Buchen zurückgehen, die an ein Liebespaar erinnern. Aber allein schon die zahlreichen und ganzjährig schüttenden Quellen, an denen die Bewohner sich mit sauberem Wasser versorgen konnten, mit denen sie Fischteiche anlegen und Mühlen betreiben konnten, waren ein „paradiesischer“ Zustand. Oft vergisst man heute, dass es noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts in mancher Gemeinde einen einzigen Dorfbrunnen gab, an dem sich die Bewohner mit Wasser versorgen mussten.

Das Dippmannsdorfer Wasser läuft in die flachen Belziger Landschaftswiesen ab, ein siedlungs- und heute weitgehend waldfreies Schutzgebiet von 7.600 Hektar Größe. Es ist Teil des Baruther Urstromtals, das seine Entstehung den Schmelzwässern der Weichselgletscher verdankt und damit Teil der jungeiszeitlichen Landschaft ist. Vor rund 7.000 bis 9.000 Jahren kam es zu einer Anhebung des Grundwasserspiegels und das heutige Gebiet der Belziger Landschaftswiesen wurde großflächig zum Durchströmungsmoor. Später wurde der überwiegende Teil drainiert, um das Gebiet landwirtschaftlich nutzen zu können. Mit dem heutigen Status, der verschiedene Schutzzonen ausweist, versucht man den Charakter der Feuchtwiesen zu erhalten und teilweise auch wiederherzustellen. Die Landwirte werden in den Landschaftsschutz einbezogen und bieten eine wertvolle Hilfe beim Erhalt der ökologisch wertvollen Landschaftswiesen, die beispielweise eines der letzten deutschen Refugien für die Großtrappe sind.

Das „Paradies“ am Mühlgraben mit seinen Mühlenteichen war schon um 1920 ein beliebtes Ausflugsziel mit befestigten Wegen, kleinen Brücken und Gastronomie. Das Gebiet liegt in einem lichten alten Wald mit Buchen, Eichen und Erlen. Die Quellen mit ihren dunklen Versumpfungszonen, sandigen Bachbetten und kleinen von Wasserlinsen bedeckten Tümpel sind überwiegend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, teils wurden sie auch renaturiert, um die heimische Fauna und Flora zu schützen. Die Wege mit kleinen Brücken bieten einen guten Blick auf die wunderbare Quellenlandschaft, ohne den Naturraum zu stören. Auch Kinder sollten entlang des kurzen „Kindererlebnispfades“ ihren Spaß finden. 1998 legt die Gemeinde neben der Dorfkirche zudem einen von Quellwasser gespeisten Naturbadeteich mit Schilfklärzone an, der von Anfang Juni bis Anfang September an den Nachmittagen zu einem kühlen Bad einlädt.

Es gibt Zugänge zum Paradies von der Mühlenstraße oder vom Sportplatz aus. Keiner braucht Angst zu haben, sich in dem kleinen aber landschaftlich besonders schönen Quellgebiet zu verlaufen. Neben den exemplarischen Quellen, die wir in unsere Quellenkarte aufgenommen haben, findet man auf Spaziergängen durch den Ort und in seiner Umgebung noch zahlreiche weitere Grundwasseraustritte.