Sippenauer Moor mit Schwefelquellen

 

 

Schwefelquellen im Sippenauer Moor Koordinaten

 

 

Das Naturschutzgebiet im Landkreis Kehlheim ist ein sogenanntes Kalk-Quellmoor, wie es in Bayern sonst fast nur am Alpenrand verbreitet ist. Eine weitere Besonderheit des Naturschutzgebietes ist, dass es als einziges in Bayern überwiegend von stark schwefelhaltigem Karstwasser gespeist wird.

Dessen intensiver Geruch findet sich in der Namensgebung wieder: „sippen“ bedeutet soviel wie „übel riechen, stinken“.

Die Herkunft des Schwefels ist ungeklärt. Vermutet wird unter anderem, dass er aus Braunkohlevorkommen des Tertiärs im Alpenvorland oder aus Pyritknollen im angrenzenden Malmkalk stammt. Das Alter der Schwefelwässer in diesem Gebiet wird auf 8.000 bis 20.000 Jahre geschätzt. Etwa 20 kleinere Quellen mit Schüttungen bis 5 l/s entspringen vor allem am Südrand des Feckinger Tales.

Aus geologischer Sicht liegt das Moor in einem Taleinschnitt, der in früherer Zeit von der Donau durchflossen wurde und heute den in die Donau mündenden Feckinger Bach führt (Durchströmungsmoor). Am südlichen Rand des Moores verläuft eine Grenze des Weißen Juras mit charakteristischem Malmkalk. An dieser Stelle bilden sich verstärkt Karstquellen, die das Moor speisen. In unmittelbarer Nachbarschaft einiger Schwefelquellen tritt auch schwefelfreies Wasser zutage, was auf zwei Grundwasserstauer schließen lässt.

Das Biotop gliedert sich in die sogenannte Altfläche von etwa 1,35 Hektar im Nordwesten des Moores, deren Torfkörper aus dem Ende der letzten Eiszeit stammt, und die jüngeren Flächen von ca. 15,9 Hektar, die von Lösseinwehungen geprägt sind. Diese fördern die Bildung von Niedermoortorf, während im Bereich der Altfläche Niedermoortorf durch das einströmende Karstwasser gebildet wird. Dadurch ist die Artenvielfalt besonders hoch, zu deren Erhalt allerdings auch Pflegemaßnahmen notwendig sind, wie etwa eine Herbstmahd der Kleinseggen-Riede.

Bereits im Hochmittelalter wurde das Gebiet des Moores besiedelt, wovon Wälle und Gräben noch heute zeugen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts. wollte man die Schwefelquellen des Moores für ein Kurbad nutzen, was jedoch die Zerstörung des Moores bedeutet hätte. Deshalb begann die Regensburgische Botanische Gesellschaft (RBG) 1911 mit dem Aufkauf erster Flächen im Gebiet der Altfläche, 1939 wurde es zum Naturschutzgebiet erklärt. Seither gilt in dem öffentlich zugänglichen Gebiet ein Wegegebot.

Akut gefährdet ist das Biotop u.a. wegen Grundwasserabpumpungen in einem ca. 1,5 Kilometer entfernten Steinbruch. Untersuchungen ergaben, dass sich im Zeitraum der Abpumpungen (1977–1985 und ab 1996) die Pegelstände des Moores kritisch entwickelten, wodurch besonders die sensible Altfläche bedroht wurde. Ein gerichtlicher Vergleich zwischen dem Kalkwerk und der RBG endete im Mai 2001 mit einem Vergleich, der das Ausmaß der Abpumpungen sowie die finanzielle Aufteilung von Ausgleichsmaßnahmen festschrieb.

Eine der Schwefelquellen liegt nicht weit entfernt vom Wanderparkplatz (48.870766, 11.951796), auf dem auch Wohnmobile eine Stellmöglichkeit finden. Durchwandert man das Moor, so verrät der Geruch auch weitere Quellen nahe an den Wegen. Der Schwefelgehalt und damit der Geruch der Quellen ist so stark, dass auch der das Moor durchfließende Sickinger Bach stellenweise noch einen leichten Geruch trägt.