Luegsteinhöhle Grafenloch
Karstweg Oberaudorf
Wer eine typische Karstlandschaft in den bayerischen Alpen erleben möchte, dabei aber nicht ganz so hoch hinaus will wie beim Aschauer Höhlenweg, findet dazu im hübschen Ort Oberaudorf an der österreichischen Grenze Gelegenheit. Die Route bietet einige sehr schöne Ausblicke auf das Kufsteiner Inntal und das Kaisergebirge.
Vom Parkplatz am Luegsteiner See unter imposanten Kalksteinwänden führt der Weg zunächst zum Oberaudorfer Höhlenhaus, das vermutlich schon vor dem Jahr 1666 als Mönchsklause in den leicht überhängenden Felsen gebaut wurde. Kurz nach 1800 baute es ein Webermeister in seiner heutigen Form zum Haus "Weber an der Wand" aus und erhielt Schankerlaubnis. Schon bald konnte er in diesem Kuriosum zahlreiche Prominenz zu seinen Gästen zählen.
Weiter führt der Weg in Richtung Schlossberg, zu dessen Füssen ein ganzer Bach in einer Ponorhöhle und dem von Höhlensystemen durchzogenen Felsen verschwindet. Oben auf dem Berg liegen die Ruinen der erstmals im Jahr 1329 erwähnten Auerburg, die in ihrer Lage hoch über dem Inntal von großer strategischer Bedeutung war.
Entlang am Luegsteiner See führt der Weg weiter zur Luegsteiner Höhle, die lokal auch als "Grafenloch" bezeichnet wird. Der etwas anspruchsvolle aber gut gangbare, halbstündige Aufstieg durch einen lichten Mischwald führt vorbei an zwei Quellen direkt am Wegesrand und an der Halbhöhle Roßstall zu einer soliden Leiter. Auf der können schwindelfreie Wanderer gefahrlos hoch zur Höhle klettern. Sie werden durch ein ein grandioses Panorama belohnt.
In der Höhle wurden Relikte einer Besiedelung bereits um das achte vorchristliche Jahrhundert gefunden. Sonst gibt es nicht viele gesicherte Informationen über das Grafenloch, dafür rankt sich aber eine Sage um die markante Höhle. Der Sohn des Auer Grafen, getrieben durch die Gier nach Macht und Reichtum, ermordete seine Eltern, um schneller an sein Erbe zu kommen. Als ihm geweissagt wurde, dass er als Strafe für diese Untat bald durch einen Blitzschlag sterben würde, glaubte er nicht daran. Als aber kurz darauf ein Blitz in den Turm seiner Burg einschlug, bekam er es doch mit der Angst zu tun und zog sich in die Höhlenburg zurück. Hier wähnte er sich vor weiterem Blitzschlag in Sicherheit. Doch bei einem plötzlich aufziehenden Gewitter schaffte er es nicht mehr rechtzeitig, über die Leiter in die Höhle zu klettern und wurde vom Blitz erschlagen. Angeblich soll man noch heute die schwarzen Reste dieses Blitzes an den Wänden der Höhle sehen können.
Wer sich den Aufstieg nicht zutraut, kann direkt über die historische Gfallermühle, in der später ein Gasthof betrieben wurde, weiterwandern hoch zum Gfaller Stausee. An dessen südlichem Ufer treten auf eine Länge von 600 Metern etwa 15 Quellen direkt neben dem ebenen Weg aus. Die meisten von ihnen führen ganzjährig Wasser. Ein so ausgeprägter Quellsaum lässt sich in Bayern nur selten beobachten, etwa auch bei den Quellen am Tuffberg Vagen.
Der Weg vom Gfaller Stausee führt noch weiter in die quellenreiche und schön unterhalb des Brünnsteins gelegene Mühlau. Die Quellen dort sind allerdings von Brunnenhäusern überbaut und eingezäunt, da sie für die Trinkwasserversorgung der anliegenden Orte genutzt werden. Um die Versorgung zu sichern, wurden in den letzten Jahren weitere Bohrungen durchgeführt und Wasserschutzgebiete ausgewiesen.
Für die Wanderung wird festes und wasserabweisendes Schuhwerk empfohlen. Wer anschließend an den Rückweg auf gleicher Strecke noch Lust hat, kann im alten Zentrum des hübschen Ortes bummeln und sich dabei einige alte Brunnen ansehen.
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