Schleierfälle
Ammerschlucht mit Schleierfällen
und Scheibum
Die Schlucht der Ammer beginnt etwa bei Flusskilometer 169 mit dem Felsdurchbruch Scheibum westlich von Saulgrub und verläuft zunächst nach Norden bis Peiting. Dort knickt sie ab und verläuft südlich des Hohen Peißenbergs etwa sechs Kilometer nach Osten bis Peißenberg, ab wo sie durch eine Ebene weiterfließt.
Lediglich zu ihrem Beginn - an der Scheibum - ist die Schlucht durch Felsen geprägt, der hier eine besonders interessante Schichtung aufweisen. Dann verläuft der Fluss weiter durch bewaldete Steilhänge. Der Talboden in dem nach Norden verlaufenden Abschnitt ist so eng, dass die Ammer dort praktisch keine Bewegungsfreiheit hat. Nur an einigen Stellen gibt es Kiesbänke am Rand oder inmitten des Flusslaufs. In dem nach Osten verlaufenden Abschnitt ist der Talgrund breiter.
Während der Riß-Kaltzeit war die Ammer noch über den Ettaler Sattel nach Osten zur Loisach abgeflossen, änderte in der folgenden Warmzeit aber ihren Lauf nach Norden, schnitt sich dabei in die nördlich der Ammergauer Alpen liegenden Moränen und schuf so die heutige Ammerschlucht.
Der Fluss ist im Bereich der Schlucht ein bei Kajakfahrern beliebtes Wildwasser. Zu Fuß ist er in diesem Nord-Süd-Verlauf aber an wenigen Stellen zu erreichen. Die parallel verlaufenden Wanderwege führen hoch über den Ufern durch sehr schönen Mischwald, der allerdings kaum Blicke hinunter auf den Fluss zulässt. Trotzdem gehört die Wanderung am linken Ammerufer zwischen Scheibum und Schleierfällen derzeit noch zu den schönsten Flusswanderungen des nördlichen Voralpenlandes.
Entsprechend wird sie so stark frequentiert, dass der direkte Zugang zu den unter Naturschutz stehenden und wegen ihrer Kalk-Sinter-Terrassen sehr empfindlichen Schleierfälle gesperrt werden soll. Es besteht Betretungsverbot der Sinterbildungen und die Beschilderungen zu den Wasserfällen wurden bereits entfernt. Geplant ist, auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht eine Aussichtsplattform mit Blick auf die besondere Naturschönheit der Schleierfälle zu errichten.
Sie entstehen durch einen Bach, der am Hochufer direkt am derzeitigen Zugangsweg hinab zu den Fällen aus mehreren Schichtquellen entspringt und über die Hangkante in die Ammerschlucht hinabstürzt. Im Laufe der Zeit hat er an der Hangkante einen Balkon aus Kalktuff abgeschieden, der mit Moos bewachsen ist. Das Moos vereinzelt das fallende Wasser zu einzelnen Strähnen, so dass ein Wasserschleier entsteht. Am Nordrand der Schleierfälle führt der Weg vorbei am Eingang zu einer der in Deutschland seltenen Kalktuffhöhlen.
Ausgangpunkt der Wanderung ist der Parkplatz an der Scheibum, der über eine schmale und zuletzt steile Teerstraße zu erreichen ist. Der Felsdurchbruch ist von hieraus auf einem Pfad entlang des rechten Flussufers in wenigen Minuten zu erreichen. An der Scheibum hat die Ammer einige schöne Kiesbänke und Felsbänder geschaffen, die zum Verweilen einladen.
Der Weg weiter zu den Schleierfällen führt derzeit noch hoch über dem linken Flussufer nach Norden, ist gut ausgebaut, wie bereits erwähnt aber nicht mehr ausgeschildert. Zumeist trifft man entgegenkommende Wanderer, die einem den Weg zu den Fällen weisen. Vorsichtshalber sollte man aber analoges oder digitales Kartenmaterial mitführen.
Die Absperrungen an den Schleierfällen sind unbedingt zu respektieren, da der Kalktuff tatsächlich ein sehr fragiles Material ist und leicht geschädigt wird. Dabei führe man sich immer vor Augen, dass es viele Jahrzehnte dauert, bis der Tuff um auch nur einen Zentimeter an Stärke gewinnt.
Der Fernradweg Ammer-Amper hat ab Unterammergau nordwärts wegen der engen Schlucht praktisch kaum Berührung mit dem Fluss. Er nähert sich ihm erst dort, wo die Ammer in West-Ost-Richtung schwenkt und ihr Flussbett weiter wird. Eine schöne Möglichkeit, mit dem Rad direkt am Fluss zu fahren, besteht aber zwischen Schweinberg und Weilheim.