Rhumequelle
Rhumequelle
Der acht Meter tiefe und auf 160 Meter Höhe gelegene Ursprung der Rhume im südlichen Harz ist nicht nur eine der beeindruckendsten, sondern auch der bekanntesten Quellen in Deutschland. Mit ihrer mittleren Schüttung von 2.000 l/s ist sie nach Aachtopf, Paderquellen und Blautopf die viertstärkste Karstquelle und auch eine der ergiebigsten in Mitteleuropa. Sie führt im Winter wie Sommer nahezu gleichbleibend viel Wasser mit einer konstanten Temperatur von 8 bis 9°C, weshalb der Quellsee im Winter nie zufriert.
Dabei ist die Rhumequelle nicht nur von ihrer Schüttung her, sondern auch von ihrem trichterförmigen Quelltopf von 500 Kubikmeter Fläche eine ausnehmend große Quelle. Der weitere Quellbereich westlich des Hauptquelltrichters weist weitere kleine Nebenquellen wie die Johannisquelle auf, sodass hier ein Quellwald mit hochspezialisierten Arten entstanden ist. Als Teil des Naturschutzgebiets Rhumeaue / Ellerniederung / Gillersheimer Bachtal ist sie als Naturdenkmal geschützt.
Als erstes fällt die sagenhafte Färbung ihres mineralienreichen Wassers auf, die sie mit vielen Riesenkarstquellen gemeinsam hat. Sie reicht von Grün- und Blautönen bis zu intensivem Türkis - je nach Tageszeit, Lichteinfall und Luftfeuchtigkeit. Geht man den Pfad um den Quelltopf herum, so kann man an vielen Tagen wahrnehmen, wie sich die Tönung unablässig ändert. Selbst Menschen, die sich von Wasser nur schwer begeistern lassen, sind beeindruckt von diesem Naturschauspiel. Glasklar trifft man das Wasser allerdings kaum je an, sondern infolge der starken Mineralisierung ganz leicht milchig.
Nur etwa vier Prozent des Wassers stammt aus oberirdischem Einzugsgebiet, der Rest aus unterirdischen Zuflüssen des Südharzer Gipskarstgebiets, das sich zwischen dem Rotenberg und dem Oberharzrand erstreckt und das Pöhlder Becken einschließt. In dieses Karstgestein mit seinen unterirdischen Hohlräumen versickert ein Teil der wasserreichen Harzflüsse Oder und Sieber, der nach rund 30 Stunden in der Rhumequelle wieder auftaucht, und von Seen und anderen Gewässern, die dann im Sommer teilweise trockenfallen.
Die Rhumequelle ist somit ein „Überlaufventil“ dieses riesigen unterirdischen Wasserspeichers im Karstgestein.
Die Rhume hat bereits direkt nach ihrer Quelle eine Breite von etwa fünf Metern. Die zahlreichen Forellen in dem 48 Kilometer langen Fluss, der bei Northeim in die Leine mündet, sind ein Indikator für die gute Wasserqualität. So wird etwa 1% des Rhumewassers zur Trinkwassergewinnung genutzt. Wegen der landschaftlichen Schönheit des Harzvorlandes, das sie durchfließt, ist die Rhume auch ein beliebtes Ziel für Bootstouren. Lediglich die ersten sechs Kilometer Flusslauf sind gesperrt.
Anlässlich einer umfassenden Sanierung des Quellgebietes erfolgten in den Jahren 1998 und 1999 intensive archäologische Untersuchungen des Quellgrundes. Damit verbunden war eine Ausschürfung von rund zehn Quadratmetern Sediment aus dem Zentrum des Teiches. Beim Aussieben des Sediments fand man frühneolithische Keramikreste, bearbeitete Steinwerkzeuge und -waffen sowie das Fragment einer bronzenen Nauheimer Fibel aus der jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Das legt nahe, dass es sich bei der Rhumequelle um einen alten Opferplatz handelt. Und für manch einen ist sie noch heute ein Kraftort.
Wie viele außerordentliche Naturplätze ist auch die Rhumequelle sagenumwoben. So soll Ruma die Tochter eines Zwergenkönigs gewesen sein. Sie wurde von Ihrem Vater in ein unterirdisches Verlies gesteckt, weil sie sich heimlich mit Romar, einem verfeindeten Riesen, vermählt hatte. In seinem Hass auf das ungeliebte Paar tötete der Zwergenkönig auch noch deren Kind. Da Ruma aber die Tochter einer Wassernixe war, konnte sie sich aus ihrem Verlies befreien, indem sie sich in eine Quelle verwandelte und sich so einen Weg durch die Felsen bahnte. Man erzählt, dass sich noch heute das Wasser der Rhumequelle von Zeit zu Zeit vom Blut des Kindes rot färbt.
Die Rhumequelle ist von einem nahen Parkplatz aus (51.591088, 10.309947) zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen. Eine schöne Wanderung führt durch das Naturschutzgebiet Finnenbruch, Großes Butterloch und anderen weitgehend versumpften Erdfällen zur "schwimmenden Insel", einem weitgehend verlandeten Tümpel, auf dem sich eine von Gasbläschen getragene Insel gebildet hat. An der Rhumequelle endet auch der 62 Kilometer lange, bei Wanderern beliebte Solling-Harz-Querweg.
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