Blautopf im Schatten

Blautopf im Schatten

 

 

  Der Blautopf Koordinaten 

 

 

Der Blautopf in Blaubeuren ist eine der wasserreichsten, schönsten und bekanntesten Karstquellen Deutschlands. In dem 21 Meter tiefen Quelltopf mit 40 Meter Durchmesser entspringt die Blau, die nach rund 22 Kilometern in Ulm in die Donau mündet. 

Das Wasser des Blautopfs sammelt sich im weitläufigen Blauhöhlensystem, das es im Lauf der Zeit in den Karst gegraben hat. Es besteht nach heutigem Stand aus der Blautopfhöhle und der Vetterhöhle.  Im Jahr 2006 entdeckte die Arbeitsgemeinschaft Blautopf in der Blauhöhle eine riesige Halle, die sie Apokalypse benannte. Während die ersten 1.200 Meter der Blauhöhle noch wassergefüllt sind, liegt die Apokalypse trocken. Die unterirdische Halle stellt mit ihrer Größe (170 Meter Länge, 50 Meter Breite, 50 Meter Höhe) eine Besonderheit in dieser Region dar. 

Bekannt ist der Blautopf für die je nach Lichteinfall mehr oder weniger intensive, aber immer auffallend blaue Farbe seines Wassers. Die Färbung entsteht durch Lichtstreuung (sogenannte Rayleigh-Streuung) an winzigsten Kalkpartikeln im Wasser. Durch deren geringe Größe wird das blaue Licht bevorzugt gestreut und erzeugt das blaue Leuchten. Im Hochwasserfall führt das Quellwasser allerdings große Mengen an Trübstoffen mit sich, dann ist es braun eingefärbt.

Die Schüttung der Quelle schwankt niederschlagsabhängig sehr stark zwischen 250 l/s, im Mittel 2.280 l/s und höchstens 32.670 l/s. Nach seiner mittleren Schüttung ist der Blautopf mit seinem Einzugsgebiet von etwa 160 Quadratkilometern nach dem Aachtopf die zweitstärkste Einzelquelle in Deutschland. Die beiden in Baden-Württemberg gelegenen Quellen streiten sich allerdings um diesen Rang. Während der Mittelwasserabfluss der Aachquelle mit etwa 8.000 l/s um etwa 5.000 l/s höher ist als der des Blautopfes, verfügt dieser mit etwa 30.000 l/s über den größeren Hochwasserabfluss (Aachquelle 24.000 l/s). Hinzu kommt, dass etwa 2/3 der Aachquell-Schüttung von versickertem Donauwasser gebildet wird.

Das faszinierende Höhlensystem hinter dem riesigen Quelltümpel ist eines der meist erforschten in Deutschland. Zahlreiche Taucher sind schon in den unterirdischen Karstsee und an dessen Grund durch einen nur 1,4 Meter breiten Gang in die endlosen und verschlungenen Gänge und Dome eingedrungen, an deren Boden das Wasser die Höhle durchfließt und die überaus reich an Tropfsteinen sind. Etwa zehn Kilometer dieser unterirdischen Wunderwelt konnten schon erforscht werden. Nach Starkregen allerdings steigt das Wasser binnen kurzer Zeit zu einem wild tosenden Unterwasserfluss an und füllt viele der sonst trockenen Höhlenräume, was das Befahren vieler Höhlen besonders gefährlich macht und schon unzähligen Tauchern das Leben gekostet hat. So ist das Tauchen heute nur wenigen Forschern mit einer Sondergenehmigung gestattet – für alle anderen wurde diese grandiose unterirdische Welt in verschiedenen Filmen festgehalten.

Verständlich, dass sich um einen einzigartigen Ort wie diesen seit jeher Sagen und Legenden ranken. Die Wasserfärbung etwa wurde einst dadurch erklärt, dass täglich ein Fass voller Tinte hineingeschüttet würde. Im Volksglauben galt der Blautopf als bodenlos. Versuche, mit einem Bleilot die Tiefe zu ermitteln, sollen immer wieder von einer Nixe vereitelt worden sein, die das Gewicht stahl. Die Geschichte Das Stuttgarter Hutzelmännlein von Eduard Mörike gibt diese und andere Sagen in einer Binnenerzählung wieder, eingebettet in die Rahmenhandlung eines Wandergesellen, der über die Alb nach Blaubeuren zieht. 

Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Blautopf schon in vorgeschichtlicher Zeit ein spiritueller Ort gewesen. Seine besondere Schönheit, das Changieren seiner Farbe und die stark schwankende Schüttung waren Naturphänomene, die sich der Mensch damals durch übernatürliche, göttliche Kräfte erklärte und denen er tiefe Verehrung entgegenbrachte. Später wurden gerade viele alte Wasserheiligtümer dann „christianisiert“ und der Blick auf die Marien- und Heiligenverehrung gelenkt. Dabei dürfte einiges von der Ehrfurcht und Verehrung verloren gegangen sein, die Menschen in vorchristlicher Zeit der Natur und ihren Phänomenen entgegenbrachten. Möglicherweise stand um 1085 auch die Gründung des Benediktinerklosters neben dem Blautopf mit einer Vereinnahmung durch das Christentum in Zusammenhang. Denn noch nicht überall war damals die heidnische Gedankenwelt vollständig ausgelöscht worden.

Heute ist der Blautopf touristisch gut erschlossen und von einem östlich gelegenen Parkplatz in wenigen Fußminuten entlang des Flusses oder vorbei am Kloster Blaubeuren zu erreichen. Es gibt ein Hammerwerk zu besichtigen, das vom Wasser der Quelle angetrieben wird. Im Jahre 1804 erhielt ein Huf- und Waffenschmied von der Stadt Blaubeuren die Genehmigung für eine Hammerschmiede mit Schleiferei, die dann bis 1889 in ihrer ursprünglichen Art betrieben wurde. Anschließend wurde sie in eine mechanische Werkstatt umgestaltet, die bis 1956 genutzt wurde. Die heutige Hammerschmiede wurde Anfang der 1960er-Jahre im Allgäu erworben und zu Schauzwecken aufgebaut.

Wer Zeit mitbringt, sollte sich auch auf den Weg zu den so andersartigen, aber ebenfalls eindrucksvollen Siebenbrunnen machen. Ein wahres Kontrastprogramm zum oft überlaufenen Blautopf. Die Luftlinie nur etwa 1,5 Kilometer südöstlich gelegenen Quellen sickern in einem weitläufigen, naturbelassenen Quellareal aus, das man fast sicher ganz für sich alleine hat.



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