Naturbrücke Rakov Skocjan
Rakov Skocjan
Nur wenige Kilometer von dem grandiosen Sickersee Cerknica Jezero entfernt und in engem geohydrologischem Zusammenhang mit ihm findet sich ein weiterer Höhepunkt des slowenischen Karsts: Rakov Skocjan. Beide sind heute Teil des Notranjska Regionalparks. Zwischen den Poljen von Planinsco und Cerknice hat der Fluß Rak auf einer Höhe von etwa 500 Metern eine pittoreske Karstdepression (Karstsenke) geschaffen mit zahlreichen Höhlen, Quellen, Durchbruchbögen und Dolinen. Die Schlucht von über 1,5 Kilometern Länge und 200 Meter Breite wurde erst nach dem 2. Weltkrieg für die Öffentlichkeit zugänglich. Vorher war sie privates Jagdgebiet.
Wissenschaftler, insbesondere Hydrologen, Geologen und Speläologen interessieren sich aber bereits seit Jahrhunderten für dieses einzigartige Gebiet und haben im Lauf der Zeit wesentliche Erkenntnisse zusammengetragen. So etwa, dass das Wasser dem Gebiet von Rakov Skocjan überwiegend aus den großen Ponoren und Schlundhöhlen des Cerknica Jezero zufließt. Die Höhlen Mala Karlovica ("Kleine Karlovica") und Velika Karlovica ("Große Karlovica") sind in ihrer gesamten Länge von etwa drei Kilometern bis zum Austritt des Rak in der Zelske Jama bekannt. In Rakov Skocjan gibt es nach bisherigen Kenntnissen eine hochkomplexe Wasserscheide, weshalb Teile des Wassers zur Donau, andere zur Adria hin abfließen. Der bemerkenswerte über- und unterirdische Weg des Wassers aus den Obrh-Quellen über den Cerknica Jezero, den Fluss Rak, die Unica, die Ljubljanica, die Save und schließlich über die Donau ins Schwarze Meer ist in vielen Aspekten heute bekannt. Wenig bekannt ist hingegen noch, über welche unterirdischen Abflüsse das Gebiet zur Adria hin entwässert.
Der Karst stellt in seiner Komplexität noch heute eine Herausforderung für die Wissenschaft dar. Als Beispiel sei angeführt, dass man beim Bau einer Schnellstraße von Ljubljana an die Adriaküste pro Kilometer durchschnittlich auf sieben Höhlen stieß, von denen nur jeweils drei vorher bekannt waren. So wird der Karst des Balkans vermutlich noch auf lange Zeit gleichermaßen eine Herausforderung wie ein "El Dorado" für Höhlenforscher bleiben.
Der Karst bei Rakov Skocjan wird schon seit dem 17. Jahrhundert erforscht - damals noch mit einfachen Mitteln und ohne GPS. Heute sind seine Highlights über Wanderwege erschlossen und auf einer zwar nicht geteerten, aber gut gepflegten Straße bequem zu erreichen. Rakov Skocjan hat es inzwischen zwar zu einiger Bekanntheit gebracht. Noch immer aber fahren die allermeisten Slowenienurlauber zur berühmten, kaum fünf Kilometer entfernten Jama Postojna, stehen dort stundenlang für Eintrittskarten an und ahnen nicht, was sich hier für ein grandioses Naturspektakel verbirgt.
Wenn man sich dem Gebiet von der Autobahnausfahrt Unec oder der Stadt Cerknica durch naturbelassene Wälder nähert, fallen zunächst zahlreiche und ausgeprägte Dolinen zu beiden Seiten der Straße auf. In Rakov Skocjan steigert sich die Landschaft nochmals in ihrer Dreidimensionalität. Steht man oben auf einer der Felsenbrücken, so blickt man in das tiefe Tal des Rak, läuft man unten am Fluss, so ist der Blick hoch gerichtet zu grandiosen Felswänden, gewaltigen Höhlen und Einstürzen. Der Rak fließt nach seinem Austritt mehrfach unter solchen Felsbogen und Höhlenfragmenten hindurch, bevor er in der Tkalce Jama wieder in der Unterwelt verschwindet. Dort wird er sich bei den Höhlensystemen von Postonjna mit der Pivka vereinen und wenige Kilometer weiter als Unica aus der Planinska Jama ins Planinsko Polje treten. In den grandiosen Quellen von Vrhnika wird er dann ein letztes Mal an die Oberfläche treten und die Ljubljanica bilden, den "Fluss mit den sieben Namen”.
Besonders eindrucksvoll ist es, Rakov Skocjan bei verschiedenen Wasserständen zu erleben. Wo man das letzte Mal am Fluss und in seinen Höhlen entlanglaufen konnte, erstreckt sich beim nächsten Besuch eine ausgedehnte Wasserwüste mit Booten darauf. Über die Straße laufen Sturzbäche, die aus Quellen brechen, die zuvor monatelang versiegt waren. Die maximale Abflussmenge des Tals ist mit etwa 30 m³/s nur so groß, wie Siphons und Engstellen in der Tkalca Jama es zulassen - legt sich in einem engen Tunnel etwa ein Baum quer, so kann das schnell bedeuten, dass der Wasserstand durch den Rückstau noch weiter ansteigt - um bis zehn Meter und mehr.
Rakov Skocjan ist über eine Reihe von Parkplätzen gut zugänglich. Die größten liegen im Nordwesten (45.797160, 14.286710) und im Südosten (45.790921, 14.304574). Dort stehen auch Infotafeln, auf denen die Wege eingezeichnet sind und die man abfotografieren sollte, um sich in dem Gelände zurechtzufinden und alle die Attraktionen zu finden: obwohl man im Prinzip immer nur dem Fluss folgen muss, ist die Orientierung im Park doch nicht ganz einfach. Beide Parkplätze sind über eine Fahrstraße verbunden, die das Flusstal umrundet. Für den mpfohlenen Rundweg benötigt man etwa 2,5 Stunden reine Gehzeit. Besser sollte man mindestens einen halben Tag für das Kennenlernen von Rakov Skocjan einplanen. Hält man sich auf den offiziellen Wegen, so ist die Unternehmung auch gut für "geländegängige" Kinder und Senioren geeignet. Den Rundweg mit dem Rad zurückzulegen ist zwar möglich, die "Highlights" des Parks kann man aber nur zu Fuß erreichen.
Wie so oft im Karst kann auch in Rakov Skocjan nicht jeder Weg bei jedem Wasserstand begangen werden. Bei der Schneeschmelze und nach starken Niederschlägen ist allenfalls ein begrenzter Zugang zu den Höhlen möglich, dafür beeindrucken die kräftigen Quellen, die an vielen Stellen aus dem Boden schießen. Jedenfalls ist zu vermeiden, sich dem Fluss zu sehr anzunähern, wenn er reißend fließt, und seine Ufer wie auch die Böden der Höhlen von feuchtem Lehm überzogen sind. Ratsam ist zudem, Gummistiefel und eine Taschenlampe mitzuführen, um die gewaltigen Höhlenräume ein Stück weit ausleuchten zu können.
Durch die vielen spektakulären Ausblicke verleitet das Gelände dazu, sich unvorsichtig an Abfallkanten oder auf glatte Abhänge zu wagen. Wiederholt warnen Hinweistafeln im Park vor solchen Gefahren.
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