Kroatien
Kroatien als Reiseland
Auch wenn die meisten Urlauber das Land erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt haben, so reicht die Tradition des Tourismus an der 1.777 Kilometer langen Festlandküste Kroatiens doch weit länger zurück. Bereits während der Habsburgermonarchie wurden einige Städte und Küstenabschnitte touristisch erschlossen.
Die aufblühende Bewegung des Panslawismus trug mit dazu bei, dass der Urlaub in Kroatien und Slowenien damals besonders bei Tschechen beliebt war, die sich in diesen Bruderstaaten wohlfühlten, sich teilweise selbst als Hoteliers betätigten und dabei ihre Erfahrungen mitbrachten. In Opatija auf der Halbinsel Istrien entstand so beispielsweise 1889 das erste Seebad und der erste Seeluftkurort an der Adria. Im Jahr 1937 machten immerhin bereits 36.000 Deutsche, 16.000 Österreicher und 12.000 Tschechen und Slowaken in Kroatien Urlaub - für damalige Zeiten eine stattliche Zahl.
Nach 1945 konnten zunächst weder Touristen aus den Warschauer-Pakt-Statten noch aus NATO-Staaten einreisen. Nachdem Tito seine Neutralitätspolitik aber vorantrieb und sich soweit wie möglich der Bevormundung durch die beiden Machtblöcke entzog begann in den 1960er Jahren wieder ein zunächst zögerlicher Fremdenverkehr. Beliebte Ziele wurden Istrien, die Inseln im Norden Jugoslawiens und Küstenstädte wie Dubrovnik und Split. Manch einer fühlte sich besonders von den FKK-Stränden angezogen, die im sozialistischen Jugoslawien im Gegensatz zum restlichen Südeuropa bereits eine feste Institution waren.
Einen herben Rückschlag erlitt der Fremdenverkehr durch die Jugoslawienkriege der 1990er Jahre, deren traurige Relikte man heute noch an manchen Stellen des Landes findet, etwa in dem seinerzeit besonders umkämpften Gebiet der Plitvicer Seen: Verminte Landstriche, zerstörte Gebäude und Einschüsse an Fassaden, viele leerstehende Wohnhäuser als Folge von Abwanderungen wegen anhaltender ethnischer Konflikte. Bis heute wird im Kontakt mit vielen Einheimischen das Trauma dieser Kämpfe und ethnischen Säuberungen spürbar.
Doch Kroatien hat nach Beendigung der Kriege große Anstrengungen unternommen und rasch gelernt, sich an die Bedürfnisse seiner Touristen anzupassen. Das Land hat sein Müllproblem in den Griff bekommen, man verstand es Investoren zu gewinnen, die Bausünden sind weniger gravierend als andernorts, die Infrastruktur ist der Entwicklung des Tourismus in großen Schritten hinterhergeeilt, die Kriminalität ist vergleichsweise gering und das Preis-Leistungs-Verhältnis gut. Die Bevölkerung des Landes, die heute zu rund 90% von Kroaten gebildet wird, ist überwiegend freundlich und hilfsbereit, besitzt eine natürliche Gastlichkeit und vertraute Umgangsformen.
So fühlt man sich zumal als EU-Bürger in den touristischen Zentren ebenso willkommen wie in den abgelegensten Teilen des Landes. Auch wenn derzeit noch in Kuna gezahlt wird: Kroatien ist seit 2013 Mitglied in der Europäischen Gemeinschaft. Trotz des steigenden Wohlstands der langsam auch bei der einfachen Bevölkerung ankommt schwelen aber auch in Kroatien da und dort noch die alten Konflikte die sich durch die Geschichte des Westbalkans ziehen und in den Jugoslawienkriegen offen zum Ausbruch kamen. Wer sich für die Hintergründe interessiert dem sei der großartige historische Roman "die Brücke über die Drina" empfohlen, für den Ivo Andric 1961 den Literaturnobelpreis erhielt.
In den touristischen Zentren an der Küste bemerkt man von diesen Spannungen aber nur noch wenig. So überschritt das Land mit seinen vier Millionen Einwohnern 2017 die Marke von 100 Millionen Übernachtungen und die Umsätze der großen Hotels und zahlreichen Privatvermieter wuchsen zweistellig. Dem standen und stehen die negativen Auswirkungen des Massentourismus gegenüber. Die Plitvicer Seen als eines der bekanntesten Süßwasserreservate Europas erreicht Besucherzahlen von 1,5 Million jährlich wodurch die Natur überlastet wird, Dubrovnik unternimmt Anstrengungen um dem Massenansturm zu begegnen der sich vor allem von großen Kreuzfahrtschiffen über die Stadt ergießt und selbst im Nationalpark Krka muss man einreifen um die Besucherströme zu lenken und zu reduzieren.
Mit über 13 Milliarden Euro machte der Tourismus im Jahr 2017 über 20 % des Bruttoinlandsprodukts aus. Das erzeugt auf der anderen Seite auch Abhängigkeiten und das Land hat die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mit aller Härte zu spüren bekommen.
Naturräume Kroatiens
Kroatiens Landfläche beträgt einschließlich seiner 1.246 Inseln, von denen 47 dauerhaft bewohnt werden, 56.500 Quadratkilometern. Das entspricht etwa zwei Dritteln der Fläche von Österreich. Die Landesgrenzen haben eine Länge von 2.197 Kilometern, die Küstenlinie beträgt einschließlich der Inseln 6.176 Kilometer. Große Teile Kroatiens stehen also in einer sehr engen Verbindung mit dem Meer aus dem das Land in weiten Teilen felsig aufsteigt.
Direkt an der Küste türmt sich das Dinarische Gebirge auf, das mit seinen überwiegend kahlen Felsen einen Teil des Faltungsgürtels rund um das Mittelmeer bildet und mit dem Berg Dinara an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina eine Höhe von 1.831 Metern erreicht. Geologisch ist der Kalkstein von einer sehr weitreichenden Erosion und den teils sehr schroffen Erscheinungsformen des dinarischen Karstes geprägt.
Neben unzähligen Höhlensystemen und unterirdischen Wasserläufen findet man hier im Karst Flüsse mit tiefen Schluchten und Wasserfällen, weitläufige Poljes, Dolinen, Flussversickerungen und Trockentäler, unzählige periodische und permanente Quellen von teils überragender Schönheit. Die ober- und unterirdischen Zusammenhänge der Wasserkreisläufe sind dabei so komplex, dass sie bisher nur zum geringsten Teil erforscht werden konnten. Zudem wurde durch flussbauliche Maßnahmen wie die Umleitung oder das Verlegen von Flüssen unter die Erde, durch Dammbauten und künstliche Bewässerungssysteme stark in Landschaft eingegriffen.
Ganz anders präsentiert sich der Osten Kroatiens. Er liegt zu großen Teilen in der Pannonische Tiefebene, die sich in West-Ost-Richtung über 400 Kilometer erstreckt, von Norden nach Süden über fast 300 Kilometer und damit zu den größten Sedimentbecken Europas zählt. Ihre mächtigen Ablagerungen bilden fruchtbares Ackerland das vom Mittellauf der Donau und dem Unterlauf der Theiß durchquert wird. Hier ist die Geländeneigung gering und in der landwirtschaftlich teilweise intensiv genutzten Ebene dominieren Teichlandschaften, Altwasserarme und Feuchtgebiete.
Östlich der Stadt Osijek fließt die Drau in die Donau. Sie entspringt in Südtirol, durchfließt Slowenien durchfließt und erreicht hier an ihrer Mündung eine Länge von 750 Kilometern. Zusammen mit Altarmen der Donau bildet sie an ihrer Mündung das 177 km² große und durchschnittlich 80 Meter hoch gelegene Kopacki rit, eines der größten und wichtigsten noch intakten Sumpfgebiete Europas das während der Schneeschmelze in den Alpen jedes Jahr weitflächig überschwemmt wird.
Flora und Fauna
Entsprechend der Vielseitigkeit seiner Landschaften hat Kroatien eine artenreiche Flora und Fauna. Sie wird begünstigt durch die relativ niedrige Besiedelungsdichte, durch die Unzugänglichkeit der vielfach schroffen Gebirge entlang der Küste und durch extensive Formen der Landwirtschaft die sich vor allem in den Karstgebieten vielfach noch erhalten haben.
Die ursprünglichen Wälder mit denen weite Teile des Westbalkans bedeckt waren fielen - vor allem dort wo sie gut zugänglich waren - schon im Altertum dem unersättlichen Bedarf nach Holz für Kriegs- und Handelsschiffe zum Opfer. Der Humus an den gerodeten Flächen wurde weggeschwemmt und es blieb der blanke Fels zurück, der das Landschaftsbild in Teilen des kroatischen Karstes heute bestimmt. Hier leben die vielleicht beeindruckendsten Überlebenskünstler und Spezialisten Kroatiens - zumeist kleine und unscheinbare Pflanzen die sich mit ganzer Kraft an den nackten Fels krallen und hier in der Trockenzeit allein von "Luft und Liebe" zu leben scheinen.
Bemühungen solche Flächen wieder aufzuforsten und damit auch die Niederschläge besser im Boden zu speichern werden fortgeführt obwohl sie sich als mühsam erwiesen haben. Immerhin ist heute gut ein Drittel Kroatiens von Wald bedeckt, davon über die Hälfte von Laubwäldern mit hohem Buchenanteil.
In der bis 1.757 Meter hohen Bergkette des Velebit die sich auf eine Länge von 145 Kilometern an der Adria entlang zieht und die Wasserscheide zwischen Donau und Küste bildet wachsen neben Nadelwälder auch einige uralte und geschützte Buchenwälder die ob der widrigen Bedingungen dort kleinwüchsig und verkrüppelt sind und Bonsais gleichen. Auf den Höhen des Velebit findet man Gämsen und Adler, in den abgeschiedenen Schluchten und Tälern Braunbären und Wölfe, Goldschakale, Luchse und die noch häufigen Hornvipern.
Eine ähnliche Tierwelt bewohnt den etwa 64 km² großen Nationalpark Risnjak im Hinterland von Rijeka. Er erhielt seinen Namen von den dort lebenden Luchsen (kroatisch "ris") als er 1953 gegründet wurde. Obwohl seine bis 1.528 Meter hoch aufsteigenden Berge überwiegend bewaldet sind findet man auf seinen Bergwiesen beachtliche 89 Schmetterlingsarten.
Die Wildtiere in den ausgedehnten Wäldern rund um die Plitvicer Seen haben durch die dort massiven und andauernden Kriegshandlungen in den 1990er Jahren stark gelitten. Mittlerweile profitieren sie aber davon, dass Teile des Gebietes wegen Verminung immer noch unzugänglich sind.
Die Landwirtschaft im Dinarischen Karst ist weitgehend auf die Ebenen beschränkt. Obwohl man seit Jahrhunderten versucht das Wasser zu bändigen müssen sich die Bauern dort noch immer auf unstete Verhältnisse einstellen die zwischen Trockenheit und Überflutung wechseln. So wird der Anbau von Gemüse, Getreide und Wein überwiegend kleinflächig und extensiv betrieben. Selbst größere Viehherden findet man kaum. Das begünstigt Wildpflanzen die auf Magerböden gedeihen und in Symbiose mit zahlreiche Insekten- und Schmetterlingsarten leben. Besondern häufig sind hier Eidechsen und Schlangen, nicht mehr so häufig leider die griechischen Landschildkröten.
Ganz anders präsentiert sich die Natur im Nordosten Kroatiens. Die fruchtbaren Böden in der Pannonischen Tiefebene ermöglichen auf großen zusammenhängenden Flächen intensiven Getreide- und Gemüseanbau der die ursprüngliche Vegetation weitgehend verdrängt hat. Lediglich an den aufsteigenden Rändern der Ebene findet man noch größere Waldflächen, die allerdings nur zum kleinen Teil ihren ursprünglichen Charakter erhaltend konnten.
Umso artenreicher ist das Kopacki Rit, das mit seinen 177 km² eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas und wichtiger Teil des Natura 2000-Netzes ist. Hier findet man einen großen Reichtum an Pflanzen dem eine ebenso vielfältige Tierwelt entspricht. Für Botaniker und Naturliebhaber ist das Kopacki Rit vor allem wegen seiner vielen endemischen Arten interessant und weil noch heute immer wieder neue Tiere und Pflanzen entdeckt werden. Rund 300 Vogel- und 44 Fischarten hat man bisher gezählt, unterschiedlichste Lurche, Reptilien und Insektenarten, darunter 40 Libellen der in Kroatien insgesamt über 70 Libellenarten, 21 Mücken- und 30 Bremsenarten. Letztere sind zwar lästige Plagegeister bilden aber wie in vielen Feuchtgebieten so auch im Kopacki Rit einen bedeutenden Teil der Nahrungskette.
Was kaum einer weiß: die meisten und überwiegend noch unbekannte Arten - so vermutet Fachleute jedenfalls - verbergen sich in den Höhlensystemen des Karsts.
Was man beachten sollte
Bewegt man sich abseits der Wege so sind in Teilen Kroatiens neben den üblichen Gefahren im Gelände noch heute die Minen aus dem Kroatienkrieg zu beachten. Zwar sollten sie ursprünglich bis 2019 beseitigt sein und die allermeisten Gebiete sind mittlerweile auch geräumt. Angesichts des sehr hohen Aufwands musste die Frist bis zur vollständigen Räumung trotz hoher Anstrengungen aber bis 2026 verlängert werden. Wo man - wie in der Umgebung der Plitvicer Seen oder im Kopacki Rit - da und dort noch auf Warntafeln stößt sollte man diese unbedingt ernstnehmen. Die Bewohner des Kopacki Rit bewegen sich in verminten Gebieten übrigens auf den Pfaden der Wildschweine: sie "erschnüffeln" die Minen mit ihrem überaus feinen Geruchssinn und umgehen sie.
Die Camping- und Stellplätze konzentrieren sich auf die Küsten und die Gegend um die Plitvicer Seen. Auch im Inland findet man da und dort mittlerweile liebevoll geführte kleinere Campingplätze, die überwiegend internationalen Standards entsprechen. Auch manche Anbieter von Raftingtouren betreiben an ihren flussnahen Standorten Campingplätze, die landschaftlich zumeist zwar überaus schön gelegen, wegen der oft engen Zufahrten mit Wohnmobil aber kaum erreichbar sind.
Das wilde Campen und Biwakieren ist in Kroatien nicht erlaubt. In Naturschutzgebieten sollte man jedenfalls Abstand davon nehmen. Findet man allerdings keinen Campingplatz, weil man außerhalb der Saison reist oder es im weiteren Umkreis keinen gibt so bieten viele abgelegene Parkplätze die Möglichkeit sie zumindest für eine Nacht als Stellplatz zu nutzen. Auch manche Privatvermieter gestatten es, dass man sich gegen einen Obolus bei ihnen unterstellt. Um die Duldung durch die örtlichen Behörden auch weiterhin zu erhalten ist unbedingt darauf zu achten, dass man den Platz genauso verlässt wie man ihn vorgefunden hat.
Einige der bei WASSERWIKI vorgestellt Plätze sind nur auf einspurigen Straßen zu erreichen. Ist man mit Wohnmobil unterwegs sollte man seine Fähigkeiten abschätzen, bei Gegenverkehr auch mal ein längeres Stück rückwärts zu fahren und die Ausweichstellen genau im Auge haben. Anders als in Mitteleuropa bietet auch nicht jedes Haus oder Gehöft am Ende einer Straße die Möglichkeit mit Wohnmobilen zu wenden.
Abschließend der Hinweis, dass sich insbesondere die Quellen und Flüsse im Karst je nach Jahreszeit und Niederschlägen sehr unterschiedlich präsentieren. Will man sie mit reichlich Wasser erleben so ist die beste Reisezeit von Mitte März bis Mitte Juni. Im Sommer muss man damit rechnen, dass viele der kleineren Quellen versiegen und Bäche allenfalls sehr wenig Wasser führen.
Kroatiens Wasser und Gewässer
Vor allem in den westlichen Karstgebieten Kroatiens präsentiert sich die Natur abhängig von der Jahreszeit in ganz unterschiedlichen Erscheinungsbildern: während im Spätwinter, Frühjahr und Frühsommer die Quellen und Flussbetten prall gefüllt sind, Seen über die Ufer treten und Teile der Ebenen überschwemmt sind trifft man vom Juli bis in den Winter hinein die periodischen Quellen und Trockentäler von Flüssen ohne Wasser, die Ebenen trocken an. Nur die dauerhaften Quellen und Flüsse zeigen sich dann noch in ihrer vollen Pracht. Aber auch die Feuchtgebiete Ostkroatiens, insbesondere das Kopacki Rit, trifft man zur Zeit der Schneeschmelze in den Alpen als riesige Überschwemmungsfläche, im Herbst und Winter hingegen als weite Wieserflächen.
Deshalb gibt WASSERWIKI bei seinen Beschreibungen zumeist auch Hinweise ob es sich um dauerhafte oder periodische Quellen und Flussläufe handelt und wann mit Überschwemmungen zu rechnen ist. Die beste Zeit um die Süßwasserschätze Kroatiens kennenzulernen sind aber jedenfalls die Monate März bis Juni.
Obwohl die unterirdischen Wege des Wassers im Karst Westkroatiens noch heute wenig erforscht sind wurde schon früh damit begonnen durch Anstauen, Kanalisieren und Umverlegen von Wasserläufen deren Versickern zu verhindern. So will man die Wasserversorgung in den dicht besiedelten Küstenregionen auch im Sommer und Herbst absichern oder Elektrizität erzeugen.
Mitunter sind diese flussbaulichen Eingriffe so weitreichend, dass sich die Zusammenhänge in der Landschaft nur erschließen, wenn man sich vorher darüber informiert hat. Der Fluss Gacka beispielsweise, der aus zahlreichen sehr ergiebigen Quellen am südöstlichen Rand eines Poljes bei der Stadt Otocac entspringt würde schon nach etwa 15 Kilometern wieder vollständig im Gestein versickern, hätte man ihn nicht nach 11 Kilometern kurz vor seinen Schwinden kanalisiert. Danach unterquert die Gacka in einem Röhrensystemen das Küstengebirge und treibt schließlich unten am Meer südlich von Senj die Turbinen eines Kraftwerks an.
Ein besonderes Problem bleibt trotz all der Bemühungen die Trinkwasserversorgung, die in Westkroatien überwiegend aus Karstquellen erfolgt. Da Karstgestein eine geringe filternde Wirkung hat kann es nach starken Regenfällen passieren, dass starke Mengen an Sedimenten und auch Keimen und Schadstoffe mit dem Quellwasser ausgetragen werden. Quellen wie die Izvor gradole, eine der größten zur Trinkwasserversorgung in Istrien, führen dann ein von Erde braun gefärbtes Wasser, das in vielen aufwendigen Reinigungsstufen aufbereitet werden muss. So kommt es immer wieder zu Störungen und dem Trinkwasser muss über längere Zeiträume Chlor zugesetzt werden.
Durch den hohen Wasserverbrauch von Hotels, Kreuzfahrtschiffen, Yachthäfen und Campingplätzen werden die Probleme mit der Trinkwasserversorgung noch weiter verschärft. Gerade im Sommer, wenn die Quellen besonders unergiebig sind, liegt der höchste Bedarf vor. Die meisten Touristen steuern auf der A1 zielstrebig ihre Urlaubsorte am Meer an ohne der Trinkwasserversorgung dort, den spannenden Aspekten des Süßwassers im kroatischen Karst oder den zahlreichen Wasserwundern im Inland einen Gedanken zu widmen.
Erst die mittlerweile weltbekannten Plitvicer Seen und in jüngerer Zeit der Nationalpark am Fluss Krka konnten das Interesse vieler Touristen für Kroatiens Süßwasser im Inland wecken - zu vieler Touristen mittlerweile! Beide Nationalparks müssen heute Strategien entwickeln, um den ausufernden Besucherströmen entgegenzuwirken. Dabei sind viele der wunderbaren Süßwasserplätze Kroatiens nach wie vor noch völlig unbekannt. Man findet sie erst nach zeitraubender Recherche im Netz - oder auch durch Zufall.
Karstquellen
Wenig bekannt ist beispielsweise, dass Kroatien einige der beeindruckendsten und schönsten Karstquellen Europas zu bieten hat. Ganze Quellenlandschaften teilweise in denen riesige Limnokrenen mit leuchtend grünem Wasser zu Seen und Feuchtland verwachsen wie im Delta der Neretva oder in den Quellgebieten der Flüsse Matica und Gacka. Vergleichbares findet man weiter südlich erst wieder am Skutari See (verlinken) an der Grenze zwischen Montenegro und Albanien.
Andere Karstquellen brechen als mächtige Flüsse aus ihren Höhlensystemen wie die nur 20 Meter lange Ombla, die wenig nordöstlich von Dubrovnik mit bis zu 100 m³/s austritt und als kürzester Fluss Europas direkt ins Meer abfließt. Wieder andere Quellen bilden riesengroße "Blaue Augen" wie die über 100 Meter tiefe Cetinaquelle mit ihrem glasklaren Wasser, aus deren Schlund silbrige Fische wie Pfeile hochschnellen um wenig später wieder in der Tiefe zu verschwinden.
Bis hoch hinauf in die Gebirge sind Quellen zu finden, einige von ihnen beispielsweise in den herrlichen Wandergebieten des stark verkarsteten Gebirgszuges Velebit, der mit 150 Kilometer Länge und bis zu 1.757 Höhe (Vaganski Vrh) der Küste vorgelagert ist. Allerdings sind die Quellen hier oben im Durchschnitt deutlich kleiner als in den Ebenen und viele schütten nur periodisch. Man sollte sich bei Wanderungen deshalb nicht darauf verlassen, hier Wasser zu finden.
Unter vielen dieser Quellen verbergen sich weitläufige Höhlensysteme, die zumeist aber schon bald nach dem Einstieg Engstellen oder Siphons ausbilden so dass ein Befahren kaum möglich ist. Über die Mehrzahl der Höhlen konnten deshalb bisher trotz andauernder Bemühungen nur wenige Erkenntnisse gewonnen werden. Nicht nur ihr Verlauf und ihre unterirdischen Zusammenhänge mit anderen Höhlensystemen sind oft unbekannt, sondern selbst ihr Einzugsgebiet.
Ähnlich wenig Informationen wie über die hydrogeologischen Zusammenhänge der Höhlen hat man über die Lebensformen in dieser ewigen Finsternis. Einer der bekanntesten Vertreter hier unten ist der seltene Grottenolm, der im Balkan auch den Namen "menschlicher Fisch" trägt. Es wird aber angenommen, dass die Zahl der Arten in den Höhlensystemen die der Lebewesen auf der Erdoberfläche um ein Mehrfaches übersteigt.
Thermalquellen
Der Blick über die Adria zeigt, was Kroatien und weiten Teilen des Westbalkans fehlt: ein vergleichbarer Reichtum an Thermalwässern wie man ihn in Italien findet. Erst in Albanien und dann in Griechenland nimmt die Zahl der Thermalquellen wieder zu. Die wenigen kroatischen Thermalquellen, die überwiegen in der Pannonischen Tiefebene und im Nordwesten in der Region Zagorje liegen wurden im Altertum bereits von den Römern genutzt.
Immerhin hat Kroatien mit der heißesten Sole Europas (Bizovacke toplice) und mit dem Heilbad Naftalan zwei Besonderheiten zu bieten: letzteres verfügt nicht nur über eines von weltweit lediglich zwei Vorkommen eines heilkräftigen Öls, sondern zusätzlich auch über warme Sole. Alle Thermalquellen des Landes werden von Thermen zu Heilzwecken genutzt so dass man vergeblich auf Quellen mit freiem Zugang hofft.
Flüsse
Manche der Karstquellen bilden kleinere Flüsse die eingebettet in herrliche Landschaft und mit leuchtend grün-türkisem Wasser zu den schönsten in Europa zählen. Aufgrund des hohen Anteils an gelöstem Kalk im Wasser bilden einige von ihnen so hohe Sinterterrassen aus, dass sich daraus natürliche Rückstaubecken und kleinere Wasserfälle entwickeln. Zu ihnen gehören die Zrmanja und ihr Nebenfluß Krupa. An ihren Ufern führt eine der vielleicht schönsten Wanderungen Kroatiens entlang.
Hier ist gleich das Flüsschen Slunjica anzufügen, dass man allenfalls wegen seiner Mühlenlandschaft im Ort Rastoke und dem Wasserfall hinab zur Korona kennt. Kaum jemand weiß, dass der Fluss bis zu seiner mystisch anmutenden Quelle erwandert werden kann - immer am Ufer entlang und mit Blick auf das farbenfrohe Wasser mit seinen noch farbenfroheren Pflanzenteppichen.
Der Oberlauf des Flusses Kupa (slowenisch Kolpa) bildet nach seiner fast unwirklich schönen Quelle in Kroatien bald die Grenze zu Slowenien. Leider hat Slowenien direkt am Fluss einen 89 Kilometer langen Zaun zur Abwehr von Migranten errichtet an dem sich immer wieder Flüchtlingsdramen abspielen. So wählt man heute das kroatische Ufer um diesen herrlichen Fluss kennenzulernen oder man schließt sich einer der zahlreich angebotenen Ratingtouren an.
Während man die bereits erwähnte untere Krka bequem von einem Touristenboot aus kennenlernt werden auf lebhafteren Flüssen wie etwa der Mreznica oder Cetina Raftingtouren angeboten. Noch relativ wenig verbreitet ist hingegen der Kanusport. Zunehmend werden in letzter Zeit aber an den Rafting-Stationen auch Kanus und Kajaks verliehen.
Seen
Aufgrund des Karstcharakters weiter Teile des Landes ist die Zahl natürlicher Seen niedrig. Bergseen wie etwa in den Alpen fehlen in den Karstgebirgen Kroatiens fast vollständig. Um das Wassermanagement zu verbessern und der Wasserknappheit im Sommer zu begegnen werden mehrere Flussläufe aufgestaut.
Der größte natürliche See ist der Vrana-See der sich in einer riesigen Doline nahe der Küste entwickelt hat und heute ein bedeutendes Naturschutzgebiet ist. Er wird aus zahlreichen unterseeischen Quellen an seinem Grund gespeist und bietet eine grandiose Aussicht, wenn man von den östlichen Höhenzügen auf seine intensiv grüne Oberfläche hinabschaut - dahinter das tiefblaue Meer als Kulisse. An den Bacina-Seen die nur zwei Kilometer vom Meer entfernt liegen und zu den schönsten in Kroatien gehören, dürfte so mancher hoch oben auf der Autobahn schon verbeigefahren sein ohne sie recht zur Kenntnis zu nehmen.
Trotz der geringen Zahl natürlicher Seen hat Kroatien aber auch hier einige Besonderheiten zu bieten die ihresgleichen suchen: die weltbekannten Plitvicer Seen, die wegen ihrer großartigen Sinterterrassen auch als "Land der fallenden Seen" bezeichnet werden und als Kulisse für einige Winnetou-Filme dienten oder den schönen Malo Jezero auf der Insel Mljet dessen Wasser einen leichten Salzgehalt aufweist.
In Europa einzigartig aber wenig bekannt sind der Rote und der benachbarte Blaue See an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Es handelt sich um zwei riesige und steile Einsturzdolinen mit einer erforschten Tiefe von über 500 Metern. Sie speisen sich aus den Grundwassersystemen mit denen sie in Zusammenhang stehen und haben deshalb sehr unterschiedlich hohe Wasserstände. Nur acht Kilometer nordwestlich findet man am Rand eines Poljes den Prolosco jezero der möglicherweise mit den gleichen Grundwasserströmen in Zusammenhang steht aber ein periodischer See inmitten eines geschützten Feuchtgebietes ist.
Kopacki Rit
Gänzlich anderer Natur ist das Kopacki Rit, das an der östlichen Grenze Kroatiens bis nach Serbien und Ungarn hineinreicht. Zur Zeit der Schneeschmelze in den Alpen wird es auf weite Flächen von Wasser bedeckt, im Sommer wird es zu einem Mosaik aus Seen und Sumpfgebieten, im Spätherbst und Winter zur Wiesenlandschaft.
Das Rit kann zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden. Am spannendsten ist es sicherlich, wenn man das Glück hat es bei Hochwasser zu erleben wenn man es mit dem Boot befahren kann.