Polje der Matica
Matica-Quellen
Die zahlreichen Quellen und Estavellen des Flusses Matica liegen auf etwa 25 Meter Höhe im Vrgorsko Polje (auch Vrgoracko Polje), einem 15 Kilometer langen und bis zu vier Kilometer breiten Karstfeld in Südkroatien. Über dem Polje verläuft die zentrale Autobahn Kroatiens, die E65. Von seiner gesamten Fläche von 2.963 Hektar werden etwa 2.840 landwirtschaftlich genutzt, viele von ihnen nur im Sommer, wenn keine Überflutungen drohen. Südlich des Polje steigt nochmals ein Gebirge mit bis zu 800 Meter Höhe auf, das die Fläche vom Meer trennt. Das Wasser, das im Vrgorsko Polje versickert und in Klüften verschwindet, wird teilweise künstlich zum unteren Teil des Polje und zum Meer hin abgeleitet.
Die zahlreichen Quellen, aus denen sich die Matica speist, liegen vor allem im Nordwesten des Polje und an seinen nördlichen Rändern. Das Wasser stammt aus einem flächengroßen Einzugsgebiet mit Imotsko-Bekijsko Polje, Trebizat, Rastok und Jezerce. Der Fluss Matica versorgt sich dabei aus einigen permanenten Quellen, die durch einen unterirdischen Zufluss mit Rastok verbunden sind, die wasserreichste von ihnen, die Butina nahe der Regionalstraße im Ort Dusina. Andere fungieren als Estavellen: bei hohen Wasserständen tritt das Grundwasser in ihnen an die Oberfläche, in der Trockenphase zieht es sich über die gleichen Austrittslöcher wieder in die Höhlensysteme und Klüfte unter die Erde zurück (Nuga, Vucija, Vlaska, Kruska, Studena und Mrtva).
Gebiet im Vrgorsko Polje beim Beginn oder Rückzug einer Überschwemmung Google maps
Gleiches Gebiet im Vrgorsko Polje mit sichtbaren Schwinden im Herbst Satellites.pro
Der Grundwasserspiegel und damit auch der oberirdische Wasserstand zeigen extreme Unterschiede zwischen Sommer und Winter. Da die Winterhochwasser die landwirtschaftliche Produktion erschweren, wurde bereits vor 1938 ein Entwässerungstunnel mit einer Länge von 2.130 Metern gegraben, der das Wasser zu den Bacina-Seen ableitet. Aus ihnen wiederum leitet ein 160 Meter langer Tunnel das Wasser ins Meer. Weitere wasserbauliche Arbeiten folgten und auch aktuell sind Projekte geplant. Trotzdem kommt es besonders im Winter noch häufig zu großflächigen Überschwemmungen und es bedeutet viel Aufwand, die Estavellen, Schwundlöcher und Kanäle so frei zu halten, dass das Wasser ungehindert ablaufen kann.
Den großen Reiz des Vrgorsko Polje macht neben ihren Quellen und Schwundlöchern seine Einbettung in ein wunderschönes Karstgebiet mit überwiegend noch traditionell bäuerlicher Landwirtschaft aus. Besonders im Nordwesten gibt es praktisch keine Gebäude, der Blick auf die umliegenden Berge, die blumenreichen Wiesen und die kleingliedrigen Felder ist ungestört. Bauern ziehen in flachen Booten ohne Motorenlärm ihre Runden durch das Polje. Ein Weg führt an dessen Rand an all den Quelltümpeln mit ihrem türkisfarbenen Wasser und ihren wunderbar kräftigen und gesunden Wasserpflanzen vorbei. Trotz der umgebenden Landwirtschaft hat das Wasser einen relativ geringen Nährstoffgehalt, weshalb die Tümpel und Fließgewässer bis zum Hochsommer nur geringes Algenwachstum aufweisen und man auch noch selten gewordene Karstwasserpflanzen findet.
So jedenfalls präsentiert sich die Gegend im Frühjahr und Frühsommer. Denn auch das Vrgorsko Polje hat trotz aller wasserbaulicher Maßnahmen noch immer das stark wechselnde Landschaftsbild, das für viele Karstebenen des Balkans typisch ist: einmal weitflächiges Überwemmungsgebiet, dann satte Vegetationsperioden auf fruchtbaren und mit Wasser gesättigten Böden, herrliche Quelltümpel und Wasserpflanzen, volle Bachbetten. Zum Herbst hin sieht man schließlich eine Ebene, in der die meisten Quelltöpfe und Bachbetten zunehmend austrocknen, sterbende Fische und Wasserpflanzen, Felder, die aus den verbliebenen Wasserläufen bewässert werden.
Der Besuch des Vrgorsko Polje ist deshalb vom Frühjahr bis zum Frühsommer am schönsten - in dieser Zeit erlebt man hier eine der großartigsten Quellenlandschaften Kroatiens.
Weitere Infos
Umfangreiches zur Geohydrologie und zum Wasserbau im Vrgorsko Polje
Umfangreiches zur Geohydrologie und zum Wasserbau im Vrgorsko Polje