Trebizat
Fluss Trebizat
Der 51 Kilometer lange Fluss Trebizat im Südwesten von Bosnien-Herzegowina ist Teil des Neretva-Beckens und einer der wichtigsten Nebenflüsse der Neretva. Er entspringt unter dem Namen Tihaljina (flussab dann: Trebizat) einer großen Karstquelle in der Höhle im Dorf Pec Mlini. Diese Quelle ist ein Wiederaustritt des Flusses Vrljika (auch: Matica), der mehrere Kilometer zuvor und in einer Ebene darüber am südöstlichen Ende von Imotsko Polje in der Nähe von Drinovci in Bosnien und Herzegowina in einem Becken (Nuga) gestaut wird und dabei zu großen Teilen in Estavellen versickert.
Der Trebizat ist ein typischer Karstfluss, dessen Wasser immer wieder versinkt und aufsteigt. Unterirdisch steht er in Kontakt mit einem hochkomplexen Geflecht aus Aquiferen, so dass er Wasser an andere Systeme verliert oder aus diesen hinzugewinnt. Wird die slowenische Lujbljanica der Fluss mit sieben Namen genannt, so toppt sie der Trebizat noch mit der Zahl seiner Wiederaustritte und unterschiedlichen Flussnamen - wobei noch nicht einmal bekannt ist, ob er möglicherweise mit weiteren Wasserläufen in Zusammenhang steht.
Um die Komplexität von Wasserläufen in vergleichbar verkarsteten Gebieten vor Augen zu führen, werden hier 13 der Namen bekannt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten und / oder von verschiedenen Gemeinschaften entlang ihres Verlaufs, an verschiedenen Orten und für verschiedene Abschnitte verwendet werden: die Vrljika (von ihrer ursprünglichen Quelle in Prolozac bis Kamenost (Podbablje), die Matica (von Kamenmost in Kroatien bis Drinovci in Bosnien und Herzegowina), die Tihaljina (von der Quelle in Pec Mlini bis Mladi), die Mlade (von Mlade bis Mladi), das alte und neue Prokop oder der Kanal (von Perila nach Jegetina) und der Trebizat (von Jegetina über Ljubusko Polje bis zum Zusammenfluss mit der Neretva im Dorf Struge bei Capljina). Darüber hinaus wird der Fluss lokal auch Brina, Culusa, Ricina, Suvaja (in Posusje) und Rika genannt.
Bei der sehr frühen Besiedelung des karstigen Landes mit seinen teilweise recht fruchtbaren Poljes dürfte der Fluss eine zentrale Rolle gespielt haben. Obwohl er immer wieder versickert, stellen seine neuerlichen Quellen doch ganzjährig eine ausreichende Versorgung mit Wasser sicher. In der Antike war das Tal Teil des von Illyrern bewohnten römischen Dalmatien. Die Landwirtschaft und gesellschaftlichen Strukturen waren zu dieser Zeit bereits weit entwickelt, wie die Überreste römischer Siedlungen, Bauernhöfe und vornehmer Landsitze zeigen. Im Mittelalter wurde das Gebiet von einer bosnische Magnatenfamilie beherrscht, später fiel es unter osmanische Herrschaft.
Wo auch immer der Trebizat (oder wie immer er gerade heißt) auftaucht, tut er dies in atemberaubender Landschaft und mit wunderschönen Quellen, wie etwa denen der Matica in Kroatien. Das attraktivste Wahrzeichen des Flusses sind seine Wasserfälle und Sinterterrassen, etwa die Kocusa-Wasserfälle, die unter Schutz gestellten Kravice-Wasserfälle, die sich drei Kilometer stromabwärts von der Vitaljina in Studenci bei Ljubuski befinden oder Kupaliste Bozijak.
Ähnlich wie die Krka-Wasserfälle und die Plitvicer Seen befindet sich auch der Fluss Trebizat in einem ständigen Prozess natürlicher Tuffabbildung. Bekannt ist, dass solche Travertinbarrieren und Wasserfälle nur in Wasser von hoher Reinheit und Qualität wachsen können. Dabei setzen dem Fluss durchaus auch menschliche Nutzung wie Wasserentnahmen für Wasserkraftwerke und damit verbundene Kanalisierungen, Bewässerung und Fischzucht, unkontrollierte Besiedlung und Verschmutzungsprobleme zu. Bereits um 1946 wurden mit Tunnelbauten gravierende flussbauliche Maßnahmen vorgenommen. Trotzdem zeigen Analysen von Wasserorganismen, Flussökologie und Flussmorphologie noch immer eine große Vielfalt, nicht zuletzt dank der Reinigungsprozesse, die er in seinen zahlreichen unterirdischen Abschnitten durchläuft.
Man ist bemüht, den Unterlauf des Trebizat durch einen ökologisch verträglichen, "sanften" Tourismus zu erschließen. Inzwischen sind es nicht mehr nur Bewohner der anliegenden Regionen, die die Einzigartigkeit des Flusses schätzen, sondern es interessieren sich auch immer mehr Mittel- und Nordeuropäer für die herrliche Naturlandschaft mit ihrer reichen Flora und Fauna - nicht zuletzt Pilger, die den Wallfahrtsort Medugorje besuchen. Besonders beliebt bei den Touristen sind Raftingtouren, die zahlreich angeboten werden.
Durch die Hochwässer des Trebizat, die eine Besiedlung mit einigem Abstand zum Fluss bedingen, gibt es - ähnlich wie bei der Una - auch hier keine langen, zusammenhängenden Wanderwege mit Blick auf das Wasser. Man muss von der in einigem Abstand parallel geführten Straße immer wieder Abstecher machen, um sich dem Fluss zu nähern. Aber jeder Abstecher belohnt einen mit herrlichen Ufern, reichem Wachstum an Wasserpflanzen, unzähligen Libellen und Wasserläufern.