Italien
Italiens Tourismus einst
Ohne Zweifel: Italien ist hinsichtlich der Vielfalt seiner Landschaftsformen, seiner kulturellen Güter und - mit besonderem Blick auf das Wasser - auch hinsichtlich seiner Quellen, Flüsse, Seen und Küsten eines der interessantesten und schönsten Länder Europas. Es war Johann Wolfgang von Goethe der in den Berichten von seinen Italienreisen zwischen 1813 und 1817 zahllose Eindrücke von jenseits der Alpen mitbrachte und sie dem deutschen Bildungsbürgertum zugänglich machte. Doch das Reisen war damals noch sehr mühsam. Das änderte sich ab den frühen 1960er Jahre, als gut erreichbare Strände mit Schönewettergarantie, die unbeschwerte italienische Lebensart und nicht zuletzt „Pizza, Pasta, Vino Rosso“ für eine erste Reisewelle vor allem deutscher Touristen sorgten. Der Gardasee, Jesolo, Rimini, Venedig oder Ravenna wurden ähnlich wie das eigene Auto und steigender Fleischkonsum zu Inbegriffen für ein neues Lebensgefühl, das der noch bescheidene Wohlstand mit sich brachte. Ich selbst bereiste Italien als Kind erstmals 1959. Der Pinienwald am Sandstrand von Follonica war licht und um die Zelte jede Menge Platz, am flachen Sandstrand traf man sich mit Italienern, Schweizern und Engländern zu Ballspielen und Boccia, unser tägliches Eis konnten wir Kinder in der Bar von Marisa anschreiben lassen. Und jeden Nachmittag kündigte der Strandverkäufer Pedro lautstark sein Krapfen „alla marmellate“ oder „alla crema“ an. Wenige Jahre später lernte ich den Süden des Stiefels und Sizilien kennen. Die Bilder dieser frühen Reisen mit dem Käfer, der die ganze Familie samt Zelt und Dauerwurst treu über den Brenner brachte haben sich tief eingeprägt. So misst sich meine heutige Einschätzung Italiens an den begeisternden Eindrücken der frühen Kindheit und sie ist sicherlich subjektiver als von Ländern die ich später kennengelernt habe. Italien war damals ein überwiegend kleinbäuerlich geprägtes, kinderreiches Land mit oft armen aber überaus gastfreundlichen, ehrlichen und geselligen Menschen. Das Land und seine Tempelruinen, Toskana, Sizilien, Rom, Venedig aber auch kleine Bergdörfer in den Abruzzen - alles hatte einen Hauch von Exotik ohne wirklich fremd zu sein. Obst und Gemüse wurde direkt bei den Bauern an der Straße gekauft, Fisch beim Fischer – zu einem Bruchteil des Preises, den man im Laden bezahlte. Schon damals unterschieden sich die Mentalität der Menschen, die infrastrukturelle und industrielle Entwicklung wie auch das gesamte gesellschaftliche Handeln im Norden stark vom Süden und es war kaum möglich, von "dem einen" Italien sprechen. .
Italiens Tourismus heute
Seit den 1970er Jahren wurde das Land von einem regelrechten Touristenansturm überrollt. 1972 war Südtirol autonom geworden und der Konflikt um die Staatenzugehörigkeit damit zunächst entschärft. Zusammen mit Oberitalien profitierte es wirtschaftlich am stärksten von der Entwicklung. Erste Bettenburgen entstanden an den beliebtesten Stränden und es ging immer enger her, wodurch sie viel vom Charme und der Liebenswürdigkeit früherer Zeiten einbüßten. Der Süden konnte weit weniger vom Tourismus profitieren und geriet so weiter ins Hintertreffen. Trotz halbherziger politischer Bemühungen um Ausgleich und Annäherung wurden Sizilien und Kalabrien immer mehr zum Armenhaus Italiens Spätestens damals begann auch die organisierte Kriminalität den lukrativeren Wirtschaftssektor für sich zu entdecken. Heute meint man als Außenstehender die mafiösen Strukturen daran zu erkennen, dass auf der einen Seite die Preise für touristische Leistungen die "Schamgrenze" überschreiten (Strandzugang und Liegestuhl 25 Euro am Tag), auf der anderen Seite bei Müllabfuhr, Kläranlagen, Straßen oder Umweltprojekten ein ähnlicher Notstand herrscht wie in manchem Entwicklungsland. Strände und Landschaften sind an vielen Stellen ähnlich vermüllt wie in Albanien, wo man gerade erst dabei ist so etwas wie eine geregelte Müllabfuhr aufzubauen. Antike Stätten werden trotz überhöhter Eintrittsgelder aus "Sicherheitsgründen" in Teilen einfach abgesperrt, sie verkommen ebenso wie die Informationstafeln, die vor 30 Jahren aufgestellt wurden (oder auch nicht), Wanderwege werden nicht instandgehalten, sondern geschlossen. Je weiter man in den Süden kommt umso häufiger trifft man auf solche Beispiele. Der Boom der 1970er bis 1990er Jahre hat die Branche übersättigt, etwas träge und nachlässig gemacht. Viele ruhen sich auf seinen Lorbeeren aus die sie in früheren Jahren erworben haben. Das hinterlässt Spuren - gerade im Süden Italiens wo der Service internationalen Standards oft nicht standhält, der Verfall und Umweltsünden allgegenwärtig sind und zahllose Bauruinen die schönsten Landstriche verschandeln. Mehr als die Hälfte der Übernachtungen in Italien entfällt mittlerweile auf inländische Touristen während viele ehemalige Italienfahrer inzwischen auf Alternativen wie Griechenland, Spanien oder Kroatien ausweichen wo das Preis-Leistungs-Verhältnis attraktiver ist. Gerade die Deutschen, die man wegen ihrer restriktiven Finanzpolitik in der EU für viele Missstände im Land verantwortlich macht, die man für egoistisch und herrschsüchtig hält, bekommen da und dort zu spüren, dass sie nicht mehr willkommen sind. Eine Meinungsumfrage des Triester Instituts SWG ergab Anfang April 2020, dass 52 Prozent der Italiener China als befreundetes Land sehen, während 45 Prozent Deutschland für ein feindlich gesinntes Land halten. Kein Wunder, dass der Anteil der Deutschen Urlauber seit Jahren rückläufig ist. Kommt man privat ins Gespräch so sind die allermeisten Italiener aber auch heute noch freundlich und hilfsbereit. Man erkennte viele der alten italienischen Tugenden wieder.
Geographie und Geologie Italiens
Italien wird im Norden und Nordwesten von den Alpen begrenzt, die überwiegend aus Kalkstein und Dolomit gebildet sind. Die im Süden angrenzenden Gebiete der italienischen Tiefebene liegen auf einem Molassetrog der mit gewaltigen Sedimentschichten gefüllt ist. An einigen Stellen wurde das Gebiet auch von vulkanischen Aktivitäten geformt. Das fruchtbare Schwemmland der rund 50.000 km² großen Poebene macht sie zur Kornkammer Italiens. Der nach Süden anschließende italienische Stiefel wird vom rund 1.500 km langen Apennin geprägt, einem Kettengebirge das durch den Anprall der afrikanischen gegen die eurasischen Platte entstanden ist. Es wird dominiert von Kalk- und Dolomitgestein, zudem findet man Sandstein, Schiefer, Mergel, Ton und Gegenden in denen das kristalline Grundgebirge bis an die Oberfläche reicht. In Teilen gleicht der Apennin einer sanften Mittelgebirgslandschaft, an anderer Stelle türmen sich die Gebirge bis annähernd 3.000 Meter in die Höhe (Gran Sasso d´Italia, 2912 m). Südlich setzt sich der Apennin in den Gebirgen Siziliens fort, die immerhin bis fast 2.000 aufragen (Pizzo Carbonara, 1979 m) und vom vulkanischen Ätna (3.345 m) nochmals hoch überragt werden. Die Gebirge liegen stellenweise auf riesigen Seen aus 1000 Grad heißem Magma, welche die vulkanische Aktivität des Vesuvs, des Ätnas und des Strombolis antreiben. Allerorts in Italien zeugen Vulkankegel, heiße Schwefeldämpfe und Thermalwasser von der Aktivität des Magmas im Untergrund. An vielen Stellen wird die Erdwärme heute in geothermische Anlagen genutzt um Strom und Wärme zu erzeugen. Frühere Aktivitäten eines Supervulkans in der Bucht von Neapel lassen sich an den über 150 km² großen Phlegräischen Feldern (verlinken mit Reisartikel) mit ihren mehr als 50 Eruptionsherden erkennen. Sie reichen bis zum Vesuv und setzen sich am Meeresboden bis zur Insel Ischia fort. Noch heute zeugen antike Städte wie Pompej und Herkulaneum von den gewaltigen Zerstörungen durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. In prähistorischer Zeit muss es zu noch weitaus gewaltigere Eruptionen gegeben haben wie die Untersuchung von Gesteinsschichten zeigt. Die anhaltende Auffaltung Italiens macht die Gegend zum Pulverfass: Der Druck der Afrikanischen Platte presst Italien weiterhin mit einem Zentimeter pro Jahr wie einen Sporn in den Europäischen Kontinent hinein so dass sich selbst die Alpen noch einen Millimeter pro Jahr heben. Korsika, das westlich auf der Europäischen Platte liegt, bewegt sich mit drei Millimeter pro Jahr auf Italien zu. Diese Spannung zieht nicht nur häufige und teilweise verheerende Erdbeben mit hunderten, ja zehntausenden Todesopfern nach sich. Es erhöht auch die Gefahr von Vulkanausbrüchen und nicht zuletzt einer Eruption des Supervulkans unter dem Golf von Neapel.
Die Wasserschätze Italiens
Probleme im und mit dem Tourismus entstehen zumeist, wenn alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort das Gleiche wollen. So auch in Italien: Alle wollen während der Sommermonate ans Meer. Sicher hat das Land wunderbare Sandstrände und großartigen Küsten zu bieten. Sie sind während der Saison, die weitgehend mit den italienischen Sommerferien von Mitte Juni bis Mitte September zusammenfällt, allerdings heillos überlaufen. Von Oktober bis Mai sind die Touristenorte hingegen gespensterhaft verwaist. Kein Campingplatz geöffnet, kein Hotel oder Restaurant, rein gar nichts.
Will man dem Rummel an den Küsten entkommen so findet man im Landesinneren einzigartige Wassererlebnisse, von denen viele selbst während der Saison im Dornröschenschlaf liegen. Sie lassen sich zumeist gut mit der Erkundung des reichen italienischen Kulturerbes, mit dem Besuch historischer Städte und idyllischer Bergdörfer. Anders als an den Küsten findet man hier einzelne Campingplätze und Übernachtungsmöglichkeiten, die auch in den angenehmen Reisemonaten April, Mai und Oktober oder ganzjährig geöffnet sind. Viele der Tourismusbetriebe im Landesinneren bemühen sich zunehmend um Nachhaltigkeit, selbst in der Hochsaison ist die Infrastruktur selten überlastet.
Thermalwässer
Aufgrund seiner hydrogeologischen Besonderheiten ist Italien überaus reich an natürlichen Thermalquellen, deren Wasser sich in der Tiefe aufheizt und mit unterschiedlichsten Mineralstoffen sättigt. Im Gegensatz zu vielen Thermalwässern, die heute erbohrt und aus großer Tiefe an die Oberfläche befördert werden, sind die meisten der italienischen Mineralquellen natürlichen Ursprungs. Sie treten durch den Eigendruck des Wassers an die Oberfläche und zeigen so ihre schönste Seite: die Quelle.
Wegen dieser Heilwässer, die außerhalb der Poebene praktisch auf dem gesamten Festland und den vorgelagerten Inseln austreten, wurde Italien in früheren Jahrhunderten vom Adel aus ganz Europa besucht. Man traf sich um in standesgemäßer Umgebung Monate lang zu kuren und das gesellschaftliche Leben zu pflegen. Allerdings stand Italien schon damals in Konkurrenz mit namhaften Bädern in Tschechien, Deutschland oder Frankreich. Heute herrscht europaweit ein Überangebot an Kurbädern und viele der italienischen Thermen, vor allem solche im Süden und in entlegenen Landesteilen, konnten den gestiegenen Ansprüchen und der zunehmenden Konkurrenz nicht standhalten. Heute sind sie entweder geschlossen oder sie verharren in Agonie.
Großer Beliebtheit erfreuen sich die herrlichen Naturpools mit Thermalwasser. Viele von ihnen liegen in wunderschöner Landschaft und ihre herrlichen Sinterbecken, mächtigen bunten Kalkrücken, steinernen Rinnen sind ähnlich wie Tropfsteinhöhlen tief beeindruckende Zeugnisse des ständigen Wandels den das Wasser erzeugt. Die meisten dieser Pools sind frei zugänglich, kostenlos zu nutzen und gepflegt. Einige der spektakulärsten liegen in der Toskana und sind mittlerweile auch über Italien hinaus bekannt.
An anderen Stellen tritt das Wasser so heiß und stark schwefelig aus der Erde, dass es für Bäder nicht geeignet ist. Man erkennt diese Wasseraustritte, die da und dort große Teiche mit geradezu übernatürlich gefärbtem Wasser bilden, schon auf einige Distanz an ihrem Geruch. In manchen Gebieten Italiens weht einem immer wieder der Geruch von faulen Eiern in die Nase der zumeist von kleinen Quellen stammt, an denen Schwefelwasserstoff freigesetzt wird.
Von den sehr beeindruckenden Thermalfeldern auf dem italienischen Festland und den Inseln wurden in den letzten Jahren einige vollständig gesperrt nachdem sich wiederholt tödliche Unfälle ereignet hatten. So lassen sich heute beispielsweise die Thermalquellen, Solfatare, Fumarolen und Mofetten der Phlegräischen Felder am westlichen Stadtrand von Neapel oder die Riserva Macalube (verlinken mit Reiseartikel) nur noch aus der Ferne betrachten. Es gibt aber auch abseits der großen Vulkane noch zahlreiche Thermalfelder wo sich dies alles gefahrlos beobachten lässt, etwa im Geopark Biancane (verlinken mit Reiseartikel) nördlich von Massa Marittima.
Quellen
Italien ist reich an Quellen, von denen besonders in Karstgebieten viele im Sommer aber versiegen. Permanente Quellen wurden früher häufig in Brunnen gefasst. Nur wenn dauerhaft und ausreichend Wasser zur Verfügung stand war die Voraussetzung für die Besiedelung und landwirtschaftliche Nutzung einer Gegend gegeben. Die häufig recht kleinen Brunnen flossen zwar auch im Sommer, ihre Schüttung wurde aber merklich geringer. In den gebirgigen Landstrichen war es vielfach kaum möglich, das Wasser von Bächen und Flüssen zu nutzen, die häufig weit unterhalb der Siedlungen flossen. So war der sparsame Umgang mit Wasser von jeher eine Maximen des ländlich-bäuerlichen Lebens.
In den ausgedehnten Gebieten mit Kalkstein die von den Alpen bis hinunter nach Sizilien zu findet sind treten Karstquellen unterschiedlichster Größe an die Oberfläche. Viele von ihnen bilden- ähnlich wie im Karst des Westbalkans jenseits der Adria - riesengroße Limnokrenen mit türkisfarbenem Wasser oder sie treten als kräftige Bäche direkt aus einer der zahlreichen Höhlen. Da ihre Schüttung stark von den Niederschlägen abhängig ist sind sie vom Frühjahr bis in den Frühsommer am ergiebigsten. Danach versiegen viele kleinere Quellen auch vollständig. Auf einigen Karten lässt sich das dadurch erkennen, dass ihre Abflüsse als gestrichelte Linie eingezeichnet sind.
Eine italienische Besonderheit sind Plätze, an denen man in enger Nachbarschaft einen ganzen Reigen aus Karstquellen und Mineralwasseraustritte von unterschiedlichster Temperatur findet. Möglich wird das durch die besonderen geologischen Gegebenheiten, bei denen Magma in unterschiedlichsten Gesteinsschichte stellenweise bis weit zur Erdoberfläche aufsteigt.
Die meisten der größeren und großen Quellen treten am Fuß von Gebirgen und an Talböden aus. Wegen des dort hohen Wasserbedarfs wurden viele von Versorgungsbetrieben gefasst und umzäunt. Einige liegen auch auf Privatgrund und sind nicht zugänglich oder es ist hie und da auch Eintrittsgeld zu entrichten. Hoch in den Gebirgen liegen vornehmlich kleinere Quellen, von denen manche in Zusammenhang mit ausgedehnten Höhlensystemen stehen. Sie sind nur auf weiten und teils anspruchsvollen Wanderungen zu erreichen. Als Lohn bieten sie eine oft großartige Berglandschaft und die Gewähr, dass ihre Areale nicht vermüllt sind wie es unten in den Tälern leider häufig der Fall ist.
Flüsse und Seen
Italiens Norden ist überaus reich an Seen. Sowohl viele der Bergseen Südtirols wie auch die großen oberitalienischen Seen sind so bekannt, dass sie hier keiner weiteren Erwähnung bedürfen. Kaum ein Reiselustiger Europäer der nicht schon dem Lago Maggiore, Luganer See, Comer See oder Gardasee einen Besuch abgestattet hat. Aus geologischer Sicht sind die meisten dieser Seen Relikte der Eiszeiten, die ihre Gletscher teilweise bis in die heutige Poebene vorschoben.
Dem ausländischen Touristen weniger bekannt sind die mittelitalienischen Seen: der Trasimenische See als immerhin viertgrößter in Italien, der Bolsena See und als südlichster der Braccianosee. Sie sind vulkanischen Ursprungs oder durch Bodenabsenkung entstanden, verfügen über ein reizvolles, teilweise licht bewaldetes Umland und eignen sich ausgezeichnet als Standort um das Inland zu erkunden.
Die Fließgewässer Oberitaliens ähneln denen im nördlichen Alpenraum. Rasch fließende Gewässer die bei hoher Wasserführung durch Sedimente eingetrübt sind im Sommer häufig aber auch glasklares Wasser führen, die in Hochtälern in breiten Betten liegen, sich aber überall wo ihnen Hindernisse im Weg stehen tiefe Schluchten und Kolke graben.
Eine italienische Besonderheit bilden die "Torrente", was mit "Sturzbach" übersetzt wird. Wer das italienische Voralpenland in west-östlicher Richtung quert begegnet ihnen an mehreren Stellen: kilometerbreiten Schotterbetten die von langen Brücken überquert werden. Zur Zeit der Schneeschmelze und nach Starkregen fließen riesige Wassermengen ab während im Sommer das Flusswasser in der Ebene oft vollständig versickert und diffuse unterirdische Wege nimmt. Zum Teil tritt es weiter unten im Bett wieder aus, ein anderer Teil fließt in unterirdische Klüfte nahegelegenen Quellen zu. Den bekanntesten Torrente bildet der Tagliamento (verlinken mit Reiseartikel), einer der letzten und sicherlich schönsten Wildflüsse der Alpen. Aus Ligurien, der Emilia Romana und der Toskana fließen dem Po auch von Süden einige solche Torrente zu. Sie erreichen aber nicht die Breite der Alpenflüsse.
Südlich der Poebene steigt das Land wieder an und Bäche und Flüsse liegen in teils tiefen Schluchten. Die Italiener selbst sind nicht nur beachtliche Rennradfahrer die sich unverdrossen die steilsten Pässe hochplagen, sondern sie haben in den letzten Jahrzehnten auch das Wandern für sich entdeckt. So sind bis hinab nach Sizilien zahlreiche neue Wanderwege entstanden, deren dichtes Netz den Zugang zu vielen der Wildflüsse, zu unzähligen Schluchten, Wasserfällen und wunderbaren Badegumpen ermöglicht. Wegen der Weite des Landes sind viele der Wege wenig begangen, teils einsam. Lediglich an einigen "Hotspots" herrscht Gedränge und Trubel.
Während die Seen unterhalb von Rom immer weniger und kleiner werden hat der Osten Siziliens einige der spektakulärsten Schluchten Italiens zu bieten, etwa den Parco Fluviale dell'Alcantara (verlinken mit Reiseartikel). Dort wo der Ätna mit seinen Eruptionen starke Schichten an magmatischem Gestein abgelagert hat zeigen diese Schluchten mit ihren Basaltsäulen und der besonderen Form ihrer Auswaschungen einen Charakter wie man ihn in Europa nur selten findet.
Worauf besonders zu achten ist
Der Urlauber der nur die Strände und Küsten Ober- und Mittelitaliens kennt mag zwar ahnen, dass Italien ein sehr gebirgiges Land ist. Die Autobahnen führen einen aber sanft auf Brücken und in Tunnels durch die Gebirgige so dass man sie kaum als großes Hindernis wahrnimmt. Wehe aber dem, der abseits der wenigen Hauptverbindungen den Apennin in Ost-West-Richtung durchqueren möchte. Selbst größere Straßen können durch das ewige hoch und runter, durch Haarnadelkurven, so manches bäuerliche Fahrzeug und herausfordernde Ortsdurchfahrten zur Geduldsprobe werden. Ganz zu schweigen von Nebenstraße, die sich auf der Karte zwar als kürzeste Verbindung präsentieren, in der Realität aber schreckliche Zeit- und Spritfresser sind. Dieser in weiten Teilen höchst gebirgige Charakter des Landes ist nicht nur mit dem Fahrzeug, sondern auch bei der Planung von Wanderungen und Radtouren zu beachten. Bewegt man sich im Gelände, so sind die Gefahren (verlinken mit Gefahren im Gelände) ganz ähnliche wie andernorts in Europa. Ein häufiges Ärgernis bei Wanderungen in Italien ist - wie vergleichbar auch im Balkan - die Begegnung mit Hofhunden. Sie erfüllen in abgelegenen Gegenden zwar eine notwendige Funktion sind häufig aber nicht angekettet und viele fühlen sich für ein Territorium für mehr als 100 Meter rund ihr Gehöft zuständig. Je weiter man in den Süden kommt umso aggressiver gebärden sie sich. Ist man nicht in einer Gruppe unterwegs und lässt sich kein weiter Bogen schlagen so empfiehlt es sich, eine Konfrontation zu meiden und umzukehren. Während man bei Unternehmungen in Gelände den meisten Gefahren aus dem Weg gehen kann ist das bei der Sicherheit des Eigentums nicht möglich. Die Jugendarbeitslosigkeit in Italien ist hoch - in manchen Orten des Südens beträgt sie 50%. Und Not macht erfinderisch. So sind es heute nicht mehr nur die einfachen Diebstähle früherer Zeiten, gegen die man sich bestmöglich wappnen sollte, sondern es gibt zahlreiche und wechselnde Trickbetrügereien, viele davon rund ums Auto oder Wohnmobil, an Tankstellen, Raststätten oder abgelegenen Parkplätzen. Vor Reiseantritt sollte man sich deshalb kundig machen, was gerade "beliebte Maschen" sind. Nützt aber nur begrenzt: bei unseren letzten Italienreisen wurde regelmäßig unser Wohnmobil aufgebrochen oder wir wurden auf andere Weise "erleichtert". Generell gilt also die Empfehlung, so wenig Wertgegenstände (materieller wie ideeller Art) nach Italien mitzunehmen wie es eben möglich ist. .