Österreich
Aspekte des kulturellen Erbes
Mit seiner Lage am östlichen Rand des Abendlands wurde das Gebiet des heutigen Österreich über Jahrhunderte durch die Nachbarschaft und Konflikte mit dem Osmanischen Reich geprägt. Auch wenn die militärischen Angriffe der Türken auf die Stadt Wien 1529 und 1683 abgewehrt werden konnten so hinterließen die Belagerungen und die räumliche Nähe doch ihre Spuren - in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, in der außenpolitischen Ausrichtung, in der Alltagskultur. Auch wenn das keiner gerne hörte: für den europäischen Staatsmann Fürst Metternich begann der Orient in Wien.
Noch bedeutsamere Spuren hinterließ die Religionsgeschichte des Landes, das bereits seit dem zweiten Jahrhunderten zunehmend christianisiert worden war. Der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648) der nach der Reformation weite Teile Europas in Brand setzte, entzündete sich nicht zuletzt an der Rekatholisierung des Habsburgerlandes. Der religiös wie machtpolitisch bedingten Konflikt kostete nach Schätzungen bis zu neun Millionen Menschen das Leben. Marodierende Söldnertruppen zerstörten die moralischen Werte und zahllose Kulturgüter des Abendlands.
Nach 1700 fasste dann zunehmend das Gedankengut der Aufklärung Fuß, mit der Kaiser Joseph II. und viele seiner Zeitgenossen das niedere Schulwesen und die Bildung, Naturwissenschaften und Fortschrittsglauben, die Vernunft und Mündigkeit der Bürger fördern wollten. Leibeigenschaft, Zunftzwang und Binnenzölle wurden abgeschafft, Rechtsgleichheit und religiöse Toleranz proklamiert. Nicht zuletzt wollte man unter jenen tragenden Kräften des Katholizismus aufräumen, die mit ihrer Pfründenwirtschaft kaum etwas zur Volkwirtschaft beitrugen, sich gegen das "Licht der Vernunft" und den Fortschritt stemmten, das Volk in Aberglauben und geistiger Einfalt hielten. So wurden zahlreiche Klöster und 1773 der Jesuitenorden aufgelöst, Wallfahrten und Prozessionen verboten und religiöse Stätten säkularisiert, zum Teil auch zerstört.
Beim einfachen Volk setzen sich die religiösen Neuerungen von Aufklärung und Säkularisation eher zögerlich durch. Man trug so manche der tief verankerten Traditionen durch die folgenden Jahrhunderte, wo es nicht anders ging auch heimlich. Der stürmische Fortschrittsglaube brachte dem Land zwar viele und notwendige Neuerungen, förderte vor allem unter der ländlichen Bevölkerung zugleich aber den Konservativismus.
Noch heute ist Österreich in seiner Kultur, seinen Traditionen und seiner Lebensform stark vom Katholizismus geprägt, auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder in den letzten Jahrzehnten rückläufig ist. Nirgendwo sonst in Europa dürfte die Dichte an Kirchen und Klöstern höher sein als in Österreich, nirgendwo die Dichte an (Brunnen-)kapellen, Wegkreuzen und Bildstöcken höher als in Oberösterreich. Die historischen Bauten und Kulturdenkmälern in den Städten sind zudem stark vom Erbe der Habsburgermonarchie geprägt, besonders in der Hauptstadt Wien, wo mit fast zwei Millionen Einwohnern heute ein knappes Viertel der Gesamtbevölkerung Österreichs lebt.
Und noch ein Aspekt mag dem Außenstehenden auffallen: nach der Abschaffung der geliebten Adelstitel in Österreich vor rund 100 Jahren machte man sich auf die Suche nach Surrogaten - und fand sie. Heute wimmelt es heute von fantasievollen Ratstiteln, Professoren die nicht wirklich welche sind, von Magistern, Kuraten, Bereitern, der Briefträger wird zum Postoberadjunkten, der Kellner zum Ober. Der Wiener Hofball ist das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres - zugegebenermaßen auch für manchen Nichtösterreicher der halt gerne ein bisserl wichtiger ist als die anderen.
Naturräume
Das Reisen in Österreich wird wesentlich durch seine Naturräume beeinflusst: die Alpen deren Hauptkamm das Land in Ost-West-Richtung durchzieht und die einen Anteil von rund 63% an der Landesfläche ausmachen, deren Vorland und die randalpinen Becken mit insgesamt 27% Landesfläche und das Granit- und Gneisplateau nördlich der Donau mit 10%.
In weiten Teilen zeigt das Land ein markantes Höhenprofil das von eiszeitlichen Gletschern und postglazialen Flussläufen geprägt ist. 40% der Landesfläche liegen über 1.000 Meter (höchste Erhebung: Großglockner, 3.798 m), die durchschnittliche Höhe beträgt 910 Meter. Damit ist sie zwar geringer als in der benachbarten Schweiz (1.310 Meter) und in Montenegro (1.086 Meter) jedoch höher als in den anderen europäischen Ländern. Egal ob mit dem Fahrzeug oder auf Wanderungen und Radtouren hat man in den meisten Gegenden Österreichs beachtliche Höhenunterschiede zurückzulegen.
So ist ein Tourismus entstanden bei dem die Bewegung in der Natur und sportliche Aktivitäten im Vordergrund stehen. Das Land ist von Wander- und Radwegen, Skiresorts und Freizeiteinrichtungen aller Art durchzogen und verfügt über eine sehr gute touristische Infrastruktur. Jede Region möchte vom Fremdenverkehr profitieren, der mit über 6% zur Wirtschaftsleistung (BIP) beiträgt. Dabei wurde und wird nicht überall das naturverträgliche Maß erkannt bzw. eingehalten. Besonders in der Alpenregion kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz.
Auf der anderen Seite hat die Gebirgigkeit großer Teile Österreichs seit jeher eine kleinflächige bäuerliche Bewirtschaftung nach sich gezogen. Viele Bergbauern, die sich mit ihrer mühevollen Arbeit kaum noch über Wasser halten konnten erkannten rechtzeitig die Vorteile einer biologischen Bewirtschaftung ihrer Höfe als die EU sie zu subventionieren begann. So wird heute über ein Viertel der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs ökologisch bewirtschaftet womit das Land weltweit einen Spitzenplatz belegt. Auch dem Tourismus hat das weiteren Auftrieb verliehen da immer mehr Gäste sich für einen Urlaub auf solch einem ökologisch geführten Bauernhof entscheiden.
Wasserland Österreich
Österreich ist mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von ca. 1.100 mm pro Jahr eines der wasserreichsten Länder Europas. Umgerechnet sind das ca. 92 km³ Wasser was rund dem doppelten Volumen des Bodensees entspricht.
Das Trinkwasser wird zu 50% aus Grundwasserressourcen und 50% aus Quellen gewonnen. Die Stadt Wien besitzt eine der ältesten Trinkwasserversorgungen im neuzeitlichen Europa. Sie wurde seit 1525 nach und nach aufgebaut, 1873 um die Wiener Hochquellenleitung I und dann 1910 und die Hochquelleleitung II erweitert. Beide zusammen haben heute eine Streckenlänge von 330 Kilometern.
Für den Touristen interessanter sind die natürlichen Gewässer. Bedingt durch die jeweiligen geologischen bzw. hydrogeologischen Gegebenheiten der Landschaftsräume haben sie zwar recht unterschiedliche Charaktere, viele von ihnen liegen aber in einer grandiosen Landschaftskulisse. Die einen zieht es hinauf zu den Bergseen zwischen markanten Gipfeln, andere bevorzugt Genussradtouren entlang glasklarer Alpenflüsse, eine Wanderung an den Bächen des Böhmerwalds oder den Altwässern von Donau und March. Andere suchen Erholung an Seen oder den Wellnessurlaub in einem Heilbad - außer einer Meeresküste hat Österreich alles zu bieten.
Seen
Österreich hat keinen Zugang zum Meer dafür aber über 45 größere und große Seen, mehrere Stauseen und unzählige kleine Bergseen von denen viele in großartige Landschaftskulissen gebettet sind. Die größten, den vom Rhein durchflossenen Bodensee und den Neusiedler See, der als einer der wenigen Steppenseen Europas nur einen Meter mittlere Tiefe hat, teilt sich Österreich mit seinen Nachbarn Deutschland, Schweiz und Ungarn. Die übrigen bedecken 220 km² des Landes und erreichen Tiefen zwischen 0,5 und 200 Metern was ihren unterschiedlichen Charakter widerspiegelt.
Die vielleicht bekannteste Seenlandschaft stellt das weitere Salzkammergut mit 19 Seen auf einer Gesamtfläche von über 140 km² dar. Sie erstrecken sich in den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg und Steiermark und reichen vom Grundlsee im Südosten bis zum Mattsee im Nordwesten. Das Zentrum mit Attersee, Wolfgangsee, Mondsee und Fuschlsee gehörte zusammen mit Bad Ischl über Jahrhunderte zu den bevorzugten Sommerfrischen der gehobenen Gesellschaft.
Von den übrigen größeren Seen findet man neun im Bundesland Kärnten wo sich um den Wörthersee, den Ossiacher See und Millstätter See ebenfalls schon früh eine angesagte Ferienregionen entwickelte. Die allermeisten Seen Österreichs bieten Bademöglichkeiten, Boot- und Wassersport, viele sind durch Wander- und Radwege an ihren Ufern erschlossen oder man kann in Naturschutzzonen Vögel beobachten.
Einige der von Quellen gespeisten Seen haben sehr stark schwankende Wasserspiegel wie der bekannte Grüne See bei Tragöß oder die kleine Koppenwinkllackn. Andere verschwinden als periodische Seen über lange Zeiträume auch vollständig wie der Lottensee und der Wildmoossee westlich von Seefeld in Tirol.
Der Weissensee, der mit seinen 6,5 km² die größte beständig zufrierende und präparierte Natureisfläche Europas ist hat als Kuriosität einen eigenen Eismeister. Schon um Weihnachten kommen zahlreiche Niederländer um hier ihre Runden auf dem Eis ziehen zu können was ihnen zuhause kaum noch ein Winter bietet.
Nördlich der Linie Mattsee - Neusiedlersee fehlen Seen vollständig. Neben zahlreichen künstlichen angelegten Teichen findet man hier aber die wunderschönen Auen von Donau und March mit ihren Altwässern.
Fließgewässer
Da die Fläche Österreichs vergleichsweise klein ist teilt sich das Land nicht nur seinen Hauptstrom Donau mit seinen Nachbarländern, sondern auch die anderen längeren Flüsse. Einzig die Enns durchfließt 254 Kilometer weit ausschließlich österreichisches Territorium.
Die meisten Flüsse Österreichs haben ihren Ursprung in den Alpen. In den Oberläufen ist ihr Wasser zumeist klar und trägt auf den hellen Kalksteinbetten den grün-türkisen oder bläulichen Schimmer von Karstwasser. Wenn die Gebirgsflüsse in die randalpinen Becken eintreten haben ihnen Bäche und Nebenflüsse dann zumeist schon so viel Sediment und Huminstoffe zutragen, dass sich das Wasser zunehmend eintrübt.
Zur Zeit der Schneeschmelze und nach anhaltenden Regenfällen reißen unzählige kleine Bergbäche auf ihrem steilen Weg ins Tal Geröll und Sedimente mit sodass die Flüsse dann schon in ihren Oberläufen stark anschwellen und eine graubraune Farbe annehmen.
Extreme Niederschläge und der Rückgang des Permafrosts können überdies zum Abgang von Muren und ganzer Bergflanken führen weshalb der Klimawandel für viele Wohngebiete und die Infrastruktur im gesamten Alpenraum eine besondere Gefahr darstellt.
Unter normalen Verhältnissen bieten die Bäche und Flüsse der Alpen ein reichhaltiges Angebot unterschiedlichster Sportarten. Flüsse wie der Lech, die Steirische Salza oder Enns gehören zu den bekanntesten Wildwässern der Alpen. 150 Klammen sind durch Wege erschlossen, viele der unzähligen Wasserfälle können erwandert werden - die mit 350 Metern höchste und bekannteste bei Krimml an der oberen Salzach. An Donau, Lech und Drau wie auch an vielen der kleineren Flüsse und Bäche führen Rad- und Wanderwege entlang.
Ganz anderer Art sind die Fließgewässer die ihren Ursprung nördlich der Donau haben. Die Große Mühl, der 153 Kilometer langen Kamp oder die 358 Kilometer lange March an der Grenze zur Slowakei tragen mehr Grob- und Feinmaterial mit sich als Alpenflüsse. Ihre Betten aus Gneis, Granit oder Sedimenten und der oft hohe Gehalt an Huminstoffen aus großflächigen Mooren geben dem Wasser ein dunkleres Aussehen. Wegen ihres durchschnittlich geringeren Sohlgefälles, der Härte und schweren Löslichkeit des Urgesteins formen sie die Landschaft weniger stark als die Fließgewässer im Kalkstein. Oft durchfließen sie alte Wälder mit Felsen in bizarren Verwitterungsformen die ihnen einen mystischen Charakter verleihen.
Quellen
Traut man den Open Source Karten so gibt es in Österreich - ähnlich wie in der Schweiz - deutlich weniger Quellen als im europäischen Durchschnitt. Und das trotz so hoher Niederschlagsmengen?
Wenige Quellen gibt es sicherlich nördlich des Salzkammerguts zu beiden Seiten der Donau. Hier ist ihre Zahl der so gering, dass man im Gelände oder im Wald kaum je auf eine trifft die nicht entweder gefasst ist um ein Gehöft oder ein Dorf zu versorgen, die in einen der alten Weiher geleitet wird oder an einer historischen Andachtsstätte als zumeist kleines "Bründl" gefasst ist.
Die Stadt Wien holt ihr Wasser von Karstquellen in der Steiermark die über 100 Luftkilometern entfernten sind was ein Indiz ist, dass auch die wenigen Quellen in Niederösterreich und im Burgenland unergiebig sind.
In den Kalkalpen gibt es zwar zahlreiche größere und große Karstquellen die dauerhaft fließen. Viele sind aber periodisch und führen lediglich während der Schneeschmelze oder nach anhaltenden Regenfällen Wasser. Darunter sind so bekannte Quellen wie der Hirschbrunn am Hallstätter See, die Strumen-Quellen am Ödensee oder die warme Quelle des Maibachls bei Villach. Hinter manchen dieser Karstquellen verbergen sich Höhlensysteme deren Erkundung Höhlenforschern vorbehalten ist. Trotz deren mühsamer und gefahrenreicher Arbeit sind aber erst wenige er Höhlen Österreichs weiter als bis zum ersten Siphon erkundet.
Ein Bild von dieser beeindruckenden unterirdischen Wasserwelt kann man sich bei Führungen durch die Koppenbrüller Höhle oder die Lurgrotte bei Semriach machen die als größte aktive Wasserhöhle Österreichs gilt. Für manchen noch beeindruckender ist die bekannte Eisriesenwelt oberhalb von Werfen oder die Rieseneishöhle im Dachsteinmassiv in denen man das Wasser in gefrorener Form findet.
Wo aber entspringen die zahlreichen kleinen Bergbäche die auf den Karten verzeichnet sind? Viele von ihnen liegen in völlig unzugänglichem Gelände andere haben gar keine Quelle und bilden sich nur während der Schneeschmelze oder nach Regenfällen während sie in der übrigen Zeit trocken liegen. Möglicherweise ist der überwiegende Teil der kleinen Karstquellen im Hochgebirge auch periodisch. Genaue Zahlen hierzu fehlen ebenso wie eine belastbare Schätzzahl zu den Quellen in Österreich.
Von den zahlreichen Heilquellen Österreichs kennt man viele nur noch aus historischen Quellen oder Erzählungen. Die Tradition der Heilanwendungen von Wasser ist auch in Österreich sehr alt. Diejenigen Quellen die heute noch fließen bzw. Heilwässer die durch Bohrungen erschlossen sind werden ganz überwiegend von Heilbädern und Thermen genutzt oder in Flaschen verkauft. Einige Orte wie etwa Sankt Radegund stellen ihre Quellen als öffentliche Brunnen zur Verfügung. Frei fließen sieht man aber nur noch wenige der Heilquellen.
Quellen:
https://www.oetz.org/geschichte-frueher-und-heute/
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_%C3%96sterreichs
https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung#Religion
https://de.wikipedia.org/wiki/Geographie_%C3%96sterreichs
https://www.ovgw.at/media/medialibrary/2018/03/Branchenbild_Trinkwasser18_Druck.pdf