Liqeni i Viroit
Liqeni i Viroit
Etwa drei Kilometer nördlich der geschichtsträchtigen UNESCO-Welterbe-Stadt Gjirokastra liegt in großartiger Landschaft die Karstquelle Liqeni i Viroit (See von Viroit). Sie bildet nach ihrem Austritt zunächst einen See mit einer kleinen Insel und fließt dann etwa einen Kilometer weit in Richtung Norden, bevor der Fluss Drino das Wasser aufnimmt.
Obwohl die Quelle zumindest im Frühjahr zu den stärksten und mit ihrem wunderbaren See auch zu den schönsten in ganz Albanien gehört, sind kaum Informationen über sie zu finden. Nicht einmal ob die Quelle einen eigenen Namen hat oder nur nach ihrem See benannt wird, ist bekannt. Auf google maps findet man sie trotz ihrer Nähe zum Touristenmagneten Gjirokaster mit gerade mal einer Rezension eines „Local Guide“ erwähnt. Obwohl der See selbst ein beliebtes Ausflugsziel der lokalen Bevölkerung ist, gehört seine Quelle noch zu den unbekannten Schätzen dieses wasserreichen Balkanlandes.
Es sollen sich viele alte Erzählungen und Geheimnisse um die Quelle ranken, die allerdings anscheinend überwiegend mündlich weitergegeben werden. Eine der Erzählungen ähnelt Geschichten, wie man sie in vielen Karstgebieten findet: dass nämlich eine in Liqeni i Viroit ertrunkene Frau Monate später an der Luftlinie rund 25 Kilometer entfernten und 30 Meter tiefer gelegenen Karstquelle Syri i Kalter wieder ausgespült worden sei. Man vermutete offensichtlich schon früh, dass beide Quellen durch unterirdische Höhlensysteme miteinander verbunden sind.
In der Höhle mit ihrem fantastisch türkisen und glasklaren Wasser wird - zumeist von Ausländern - auch getaucht. Ihre Tiefe wird mit etwa 250, an anderen Stellen mit 350 Metern angegeben, es wird von drei Unterwasserhöhlen und engen Spalten berichtet - eingehender erforscht ist Liqeni i Viroit wie fast alle albanischen Quellen noch nicht. Vermutet wird, dass die Liqeni i Viroit unterirdisch mit dem "Blauen Auge von Butrint", der Karstquelle Syri i Kalter, zusammenhängt, so wie es schon die alten Geschichten erzählen. Durch Wassermarkierung kann das in dem stark zerklüfteten und teilweise unzugänglichen Einzugsgebiet beider Quellen nicht nachgewiesen werden. Allenfalls lassen chemische und physikalische Parameter des Quellwassers oder Ablaufmengen auf eine solche Verbindung schließen.
Direkt an der Höhle befindet sich ein Brunnenhaus, in dem das Wasser gefasst wird. Allerdings kann die Quelle durch ihre im Sommer stark nachlassende Schüttung nur bedingt zur Wasserversorgung eingesetzt werden. Bereits im Frühjahr findet sich im Wasser um die Quelle starkes Pflanzenwachstum und mit abnehmender Frischwasserzufuhr verkrauten der Randbereich des Quellbeckens und der See zunehmend, bis letzterer in trockenen Sommern sogar weitgehend austrocknen kann und dann seine Anziehungskraft verliert.
Am schönsten präsentiert sich die Liqeni i Viroit deshalb im Frühjahr, wenn sie viel Wasser führt und die hohen Berge im Hintergrund noch Schneekappen tragen. Mittlerweile arbeitet die Gemeinde Gjirokastra an einem Projekt, das eine alternative Wasserversorgung des Quellsees ermöglicht, damit er Einheimischen und Touristen das ganze Jahr über als Ort der Erholung dient.
Der angestaute See der Karstquelle Liqeni i Viroit liegt direkt an der SH4 bzw. E853. An seinen Ufern und auf der kleinen Insel findet man zahlreiche Gaststätten. Von einem Parkplatz (40.100365, 20.126098) aus kann man den See auf einem etwa zwei Kilometer langen Weg umrunden, der einen im südwestlichsten Abschnitt an der Quelle vorbeiführt.
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