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Die Wasserversorgung Mallorcas

 

 

  1. Hydrogeologische Voraussetzungen
  2. Quellen
  3. Traditionelle Brunnen, Mühlen und Kanalsysteme
  4. Heutige Wasserversorgung und Probleme

 

 

 

Hydrogeologische Voraussetzungen

 

Auf Mallorca haben sich drei wesentliche Landschaftsformen ausgebildet: die Serra de Tramuntana im Westen mit dem höchsten Gipfel Puig de Major mit 1447 Metern Höhe, das Becken von Palma - Inca - Sa Pobla im zentralen Teil sowie die Serres de Levant mit einzelnen Höhenzügen im östlichen Teil der Insel.

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Die in der Serra de Tramuntana dominierenden Gesteine Kalk und Mergel sind vor mehr als 200 Millionen Jahren durch Korallenriffe, Meereslebewesen und Sedimente älterer Gesteine entstanden, die sich auf dem Meeresboden ablagerten. Als sich vor etwa 20 Millionen Jahren die afrikanische Kontinentalplatte immer stärker gegen die europäische drängte, wurden die Schichten angehoben, verfestigt, gefaltet und übereinander geschoben. Durch den plattentektonischen Prozess wurden Mallorca und die anderen Balearischen Inseln dann vor etwa 15 Millionen Jahren vom Festland getrennt, weshalb sie als "kontinentale" Insel bezeichnet werden, ehemaliger Teil des Kontinents also.

Der Prozess der Trennung vom Festland wurde vor gut 5 Millionen Jahren durch die Flutung des Mittelmeers besiegelt. Damals brach der Atlantik mit der vielleicht größten Wasserbewegung der Erdgeschichte durch die Meerenge von Gibraltar in das damals weitgehend ausgetrocknete Mittelmeer, in dem sich bis zu 3000 Meter mächtige Salzschichten abgelagert hatten. Nach Schätzungen war der Wasserstrom damals bis zu 500-mal größer als der Durchfluss des Amazonas.

Durch die tektonische Auffaltung fällt die Serra de Tramuntana heute nach Nordwesten hin steil zum Meer ab, während sie sich nach Südosten zur Ebene sanfter neigt. An den Küstenabfällen lassen sich die Gesteinsschichtungen von Kalkstein, Mergel und Konglomeraten an vielen Stellen gut erkennen:

 

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Platja de Betlem

 

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Banyalbufar

 

An den deckenden Kalksteinschichten der Serra de Tramuntana setzten Erosion und Verkarstung ein. Das Wasser zerfurchte das Gestein, grub tiefe Täler und Höhlensysteme, in denen das Regenwasser - kaum am Boden angekommen - versickert. Um die 4000 Höhlen und Grotten soll es im Untergrund von Mallorca geben, viele von ihnen im Kalksteinsockel unter Escorca und Serres de Llevant im Osten der Insel. Einige sind von großem Formenreichtum und außerordentlicher Schönheit, andere stehen direkt mit dem Meer in Verbindung und sind nur von dort zugänglich.

In der 1700 Meter langen Cuevas del Drach mit ihren sechs unterirdischen Seen und in anderen touristisch erschlossenen Höhlen kann sich der Besucher ein eindrückliches Bild davon machen, wie sich ein großer Teil des Wasserkreislaufes tief unter der Erde abspielt. Andere Höhlen sind eingebrochen und begegnen einem als offene Halbhöhlen, an deren Wänden man die aufbauende Arbeit des Wassers in Form von Tropfsteinen und Sinter erkennt.

 

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MA10, südwestlich Banyalbufar

 

Neben Höhlen, Dolinen und Poljes ist auf Malloraca auch das Trockental als typische Karstform anzutreffen. Torrente nennt man im Mittelmeerraum trockene Flussbetten, die nur bei hohem Grundwasserstand im Frühjahr und nach anhaltenden Regenfällen Wasser führen, dann allerdings zu gewaltigen Sturzbächen anschwellen können. Der bekannteste auf Mallorca ist der Torrent de Pareis, der eine der engsten und extremsten Schluchten Europas bildet und an der Cala de Sa Calobra im Gemeindegebiet von Escora ins Meer mündet.

 

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Eine der verheerendsten Katastrophen brachte der Torrent de Sa Riera über Mallorca. Er entspringt in der Region um Puigpunyent und floss früher mitten durch Palma, etwa dort, wo sich jetzt die Ramblas und der Borne befinden. 1403 wurde Palma nach Starkregen von einer schrecklichen Flut heimgesucht, die in diesem eng besiedelten Teil der Stadt 5.000 Menschenleben forderte und 1.500 Häuser zerstörte. 1613 wurde schließlich der heutige Kanal Torrent eingeweiht. Durch seine Umverlegung konnte eine vergleichbare Flutkatastrophe bis heute verhindert werden.

In der Serra de Tramuntana ist in kleinen wie großen Formen allerorts sichtbar, wie weit die Verkarstung vorangeschritten ist.

 

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Obwohl die Serra nicht die Höhe der Alpen oder Abruzzen erreicht, steht sie denen in ihrer Schroffheit wenig nach. Das verlangt den hier lebenden Menschen von jeher viel ab. In den verkarsteten Gebirgen gibt es nur wenige flache Becken und Poljes, die mit Erde gefüllt sind und sich zum Anbau von Feldfrüchten eignen. Die Bewirtschaftung des steilen Geländes führte zu einer ausgeprägten Form der Terrassierung von Olivenhainen, der Wassermangel im Karst zu einer ausgeklügelten Form der Wasserhaltung, das raue Leben zu besonderen Formen bei Gemeinwesen und Kultur.

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https://satellites.prohttps://satellites.pro

 

Im Juni 2011 nahm die UNESCO die Serra de Tramuntana in die Liste des Weltkulturerbes auf. Mit ihren Verwitterungsformen gehört sie zu den schönsten Karstgebieten Europas.  

Etwas weniger beschwerlich war das Leben für diejenigen, die in der Pla de Mallorca geboren wurden. Mit ihrer roten Mergel- und Tonerde (terra rossa) bildet die sehr fruchtbare Ebene die Mitte der Insel. Geologisch gesehen weist sie unterschiedlichste Schichten auf: einen Sockel aus Meeresablagerungen des Tertiärs mit Kalk- und Dolomitgestein, darüber Verwitterungsschutt aus den Berge und ausgedehnte Schwemmböden mit Sedimenten, die seit Beginn der Hebung der Tramuntana vor 20 Millionen Jahren abgetragen und hier in der Senke ablagert wurden.

 

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Blick auf die Zentralebene von der Kirche in Bonany

 

Wo die Ebene flach ins Meer ausläuft, entstanden die größten Feuchtgebiete der Insel – Sümpfe, die durch einen Dünengürtel vom Meer abgetrennt sind und durch Quellen und Flüsse mit Wasser aus dem Gebirge versorgt werden. Die ausgedehnten Feuchtgebiete in den Lagunen (Albufera) bei Alcudia und Port de Pollenca etwa standen in der Vergangenheit - abhängig von der jeweiligen Höhe des Meeresspiegels - in mehr oder weniger direktem Kontakt mit dem Meer.

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wikimedia.org - Albufera de Mallorca

 

In den Brackwassergebieten der Salobrar hinter der Platja des Trenc bei Campos wird in den Salinas d'es Trenc noch heute Salz aus Meerwasser gewonnen.

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Nicht nur das Wasser in den Salinen kann sich - zumeist gegen Ende des Sommers - durch winzige rötliche Salzwasserkrebschen und bestimmte Algen für einige Zeit stark rot färben (verlinken mit FA die Farbe des Wassers). Auch in den Feuchtgebieten der Lagunen treten solche Färbungen auf, wenn der Salzgehalt des Brackwassers durch Einträge von Meerwasser und Verdunstung ansteigt.

 

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Da in diesen sumpfigen Senken wenig Wasseraustausch stattfindet, sind sie besonders von Umweltbelastungen bedroht. So macht nicht nur Massentourismus den Schutzgebieten zu schaffen, sondern intensive Landwirtschaft in angrenzenden Gebieten, mangelhafte Kläranlagen, industrielle Anlagen wie das Kohlekraftwerk Es Murterar - und nicht zuletzt die Absenkung des Grundwasserspiegels durch die steigende Zahl von Brunnen.

 

 

Quellen und weiterführende Informationen:

geo-aktuell.de - Mallorca

researchgate.net - The Karst of the Tramuntana Range Mallorca Island.

180gradsalon.de - Besichtigung der Mallorca Salinen Flor de sal des Trenc

google books - Karst Hydrogeology and Human Activities: Impacts, Consequences and Implications

docplayer.org - Mallorca, eine kontinentale Insel im Mittelmeer

nationalgeographic.de - Die größte Flut der Weltgeschichte

Wikipedia - Torrent de Pareis

 

 

Quellen

 

Sieht man sich die "Mapa de Fonts" an, auf der Mallorquiner Andreu Morell seit 2011 dankenswerterweise 1657 Quellen und Brunnen seiner Insel erfasst, auf Katalanisch beschrieben und auf seiner Website zugänglich gemacht hat, so zeigt sie eine insgesamt zwar hohe Zahl von Quellen bzw. Brunnen, die allerdings sehr ungleichmäßig verteilt sind und überwiegend im Karst der Tramuntana liegen.

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https://www.fontsdetramuntana.com/mapa-de-fonts

 

Obwohl Mallorca mit seinem gealterten Karstgestein geologisch den Karstgebieten des Balkans, der Alpen, Italiens oder auch der schwäbischen und fränkischen Alb in Deutschland ähnlich ist, sind die Quelle hier doch von etwas anderer Art. Gemeinsam ist all den Gebieten der Mangel an Wasser, da Niederschlägen schnell in der Erde versickern. Was in Mallorca aber seltener zu sein scheint oder auch ganz fehlt, sind die starken permanenten Karstquellen des Festlands, Quelltöpfe die sich als große "blaue Augen" im blanken Karstgestein auftun, Hungerbrunnen, die zur Zeit der Schneeschmelze und nach Starkregen zu gewaltigen Schüttungen auflaufen. Möglicherweise ist einer der Gründe, dass die Einzugsgebiete von Quellen hier auf der Insel relativ klein sind. In einzelnen Gegenden des Balkans betragen sie hingegen an die tausend Quadratkilometer.

Die einzige periodische Quelle Mallorcas, die bei steigendem Grundwasser wie aus dem Nichts erscheint und dann gewaltige Mengen Wasser führt, ist umso bekannter: die Ses Fonts Ufanes (39.793872, 2.965038) bei Campanet an den südlichen Ausläufern der Serra de Tramuntana. Sie entspringt in einem schönen Laubwald über dichtenden Lehmschichten und kann sich mit ihrer Schüttung von bis zu 70.000 l/s mit anderen großen Karstquellen Europas durchaus messen.

 

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Ses Fonts Ufanes,https://www.mallorca.com/de/mallorca/ses-fonts-ufanes

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Ses Fonts Ufanes bei Trockenheit und nach starken Niederschlägen 

https://fdocuments.ec/

 

Ihr Quellbach wird dann zu einem reißenden Flüsschen. Ist es wieder einmal so weit, ist halb Mallorca auf den Beinen, alle Anfahrtsstraßen und Parkplätze sind verstopft. Nach wenigen Tagen ist der Spuk wieder vorbei und das Bett liegt über viele Monate, mitunter auch einige Jahre trocken. Die Fonts Ufanes wurden mit einer 45 Hektar großen Fläche zum Naturdenkmal erklärt und unter Schutz gestellt.

In den Feuchtgebieten der Ebene finden sich auch einige kleine Quelltümpel, in denen der Grundwasserspiegel des Aquifers aufsteigt.

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Naturpark Albufera de Mallorca

https://fdocuments.ec/

 

Solche Quellen in der Nähe des Meeres weisen häufig allerdings einen relativ hohen oder auch stark wechselnden Salzgehalt auf. Und: je mehr der Grundwasserspiegel absinkt, umso höher wird der Salzgehalt des Wassers.

La Almadrava am Rand der Sümpfe der Albufereta de Pollença im Nordosten Mallorcas etwa besteht aus einer Reihe von Quellen namens Ulls del Rec, die an einer Bruchlinie liegen und mit dem Bett des gleichnamigen Wildbachs in Verbindung stehen. Ihre durchschnittliche Schüttung liegt bei über zwölf Millionen Kubikmetern pro Jahr. Obwohl sich die Wasseraustritte acht Meter über dem Meeresspiegel befinden, handelt es sich um Brackwasser mit Beimischung von Meerwasser und einer stark schwankenden Chloridionen-Konzentration von 1.000 bis 9.000 mg/l: In Regenzeiten gibt es einen größeren Anteil von Süßwasser aus dem Grundwasserleiter, in Trockenzeiten rückt die Schnittstelle von Süß- und Salzwasser landeinwärts, wodurch der Salzgehalt mitunter von einem auf den nächsten Tag deutlich ansteigt. So können die Quellen weder als Trinkwasser noch zur Bewässerung genutzt werden.

 

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Quellen Ulls del Rec bei hohem und niedrigen Wasserstand des Aquifers 

https://fdocuments.ec/

 

Durch das Absinken des Süßwasser und Zunahme des Salzgehaltes sind aber auch die Sumpfgebiete der Albufera selbst gefährdet. Das Vogelschutzgebiet versalzt durch das vordringende Meerwasser zunehmend. Damit es sich erholen kann, gibt es nun Überlegungen, das überschüssige Quellwasser der Ses Fonts Ufanes bei Campanet hierher abzuleiten. Wie man sich unschwer vorstellen kann, bleiben solche Pläne nicht unwidersprochen - der Kampf ums Süßwasser wird nicht nur aber auch auf Mallorca künftig noch härter werden.

Die allermeisten der Karstquellen Mallorcas sind eher schmächtig, vielen von ihnen im Sommer wegen geringer Niederschläge trocken, sie liegen versteckt in unwegsamem Gelände oder hinter Zäunen, sie sind mit Steinbrunnen gefasst. Bei Wanderungen sollte man sich nicht auf das Wasser von Quellen verlassen, die auf Karten eingetragen sind.

Natürlich gibt es auch auf Mallorca "verborgene Schätze" unter den Quellen, die man allerdings nur mit viel Zeit und intensiver Beschäftigung findet. Für Andreu Morell ist eine der schönsten die Font Gallarda(39.915396, 2.959245) an der Costa d'Ariant bei Pollença. Nur wenige Meter über dem Meer hat das in einer Grotte austretende Grundwasser mehrere Becken geformt, die dann von Menschenhand vergrößert wurden. Das Süßwasser ergießt sich an mehreren Stellen ins Meer - was in früheren Zeiten auch Piraten anlockte. „Mallorca war bei ihnen auch deshalb so beliebt, weil die Seeräuber an zahlreichen Stellen direkt an der Küste ihre Wasservorräte auffüllen konnten", erklärt Morell.

Zu den Quellenschätzen Mallorcas zählen auch einige teils uralte Heilige Brunnen. Man findet sie - wenn man sie denn sucht, die Recherche im Netz ist eher unergiebig! - an versteckten und mystischen Plätzen, in Grotten nahe bei Einsiedeleien (Eremita), Kirchen und Klöstern, mitunter auch inmitten von Ortschaften.

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Sa Fonteta (39.593433, 3.089750), nahe dem Santuari De La Mare De Deu De Bonany

 

Die alte Quelle vor der 1363 erbauten Pfarrkirche St. Michael in Felanitx hatte man über die Jahrhunderte vergessen und 1829 wiederentdeckt. Während einer Dürre im Jahr 1940 wurde der Brunnen tiefer gegraben und man fand am 20. Juli reiche Vorkommen an Wasser, weshalb der Brunnen nun der Heiligen Margareta geweiht wurde, deren Namenstag an diesem Tag gefeiert wird.

 

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Font de Santa Margalida, Felanitx (39.467983, 3.147800)

wikimedia.org

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Font de Pina (39.598283, 2.925000) in Pina

 

Es wird angenommen, dass die Balearen ab etwa 4000 v. Chr. besiedelt wurden und die ersten Bewohner von den Küsten Korsikas und Sardiniens in Booten übersetzten. Für fast alle Anrainerstatten des Mittelmeers gibt es starke Indizien oder Beweise, dass einige ihrer Quellen bereits vor der griechisch-römischen Antike rituell genutzt wurden. So ist auch für Mallorca eine solch frühe Quellverehrung anzunehmen. Ebenso ist davon auszugehen, dass diese altehrwürdigen Quellen später wie auf dem Festland "christianisiert" wurden. Im Einzelfall lässt sich allerdings nicht mehr bestimmen, ob sich nun ein Eremit für sein spirituelles und zurückgezogenes Leben einen Ort nahe einer alten Kultquellen auswählte, oder ob die Quelle ihren Status möglicherweise erst durch das heiligmäßige Leben und Wirken des Eremiten erlangte.

In der Nähe der Salinen südlich von Campos tritt mit 38°C an einer geologischen Bruchlinie aus mehr als 1000 Metern Tiefe die einzige Thermalquelle Mallorcas an die Oberfläche, die Font Santa.

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Font Santa (39.354115, 3.015542)

https://fdocuments.ec/

 

Das hoch mit Mineralstoffen angereicherte Wasser wurde wahrscheinlich schon von den Römern genutzt, die ihren hochentwickelten Wasserbau und ihre Badekultur als wesentliche Teile ihrer Zivilisation ansahen und in alle besetzten Gebiete trugen. Laut einer Legende soll die Font Santa aber erst später und durch Zufall entdeckt worden sein: als nämlich eine frühere Epidemie unter den Schweinen der Insel wütete und die Tiere, die sich an dieser Quelle aufhielten, nicht erkrankten. Auch mit dieser Legendenbildung rund um Heilige Quellen steht Mallorca ganz in der Tradition des Festlandes.

Im 15. Jahrhundert wurde an der Quelle wegen zahlreicher Heilungen, die sich zugetragen haben sollen, eine Wallfahrtskapelle errichtet, die zunächst den Schutzheiligen Silvester und Colman gewidmet war, später in Oratorium des Sant Joan de la Fontsanta umbenannt wurde. Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete man die ersten Räume und Stallungen, um die Pilger zu beherbergen, die in dem "Wildbad" Heilung suchten. Nachdem es zwischendurch etwas in Vergessenheit geraten war, wird das Thermalwasser der Fontsanta seit einigen Jahren wieder in einem kleinen Kurhotel genutzt und unter anderem eingesetzt bei Rheumatismus, Neuralgien, Paralysen, Arthrose, Darm- und Hautkrankheiten. Unter den Bauten am Ort ist besonders sehenswert ein großer Wasserbehälter aus dem Jahr 1671, der die gesamte Gegend mit Wasser versorgte.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.fontsdetramuntana.com

mallorcazeitung.es - Mallorca, die Insel der 1657 Brunnen

senderomallorca.es - Milicans

terrassa.cat - Fonts Naturals

fdocuments.ec - Caminos del Agua PDF

fontsantahotel.com - Wellness

 

 

Traditionelle Brunnen, Mühlen und Kanalsysteme

 

Der Mallorquiner Andreu Morell hat in seinem Online-Verzeichnis alle Brunnen in Mallorca zusammengetragen, die von Quellen gespeist und nicht mittels eines Mechanismus betrieben werden, andererseits aber von Menschen gefertigte Wasserbautechnik wie Stollen, Becken oder Kanäle aufweisen. Ausgenommen hat er Brunnen mit gusseisernen Konstruktionen und Windmühlen, mit deren Kraft Wasser aus Tiefbrunnen gehoben wurde. Weshalb diese Auswahlkriterien? Weil Andreu Morell damit genau diejenigen Quellbrunnen und Kanalsysteme erreicht, die für die traditionelle Bewässerung Mallorcas und damit für die historische Entwicklung der Landwirtschaft auf der Insel von zentraler Bedeutung waren.

Die genaue Lage der von Menschenhand erschaffenen Wasserstellen hat Morell im Laufe der Zeit durch das Befragen alter Inselbewohner oder durch Recherchen in Archiven und Bibliotheken entdeckt. Die Wegbeschreibungen waren nicht immer eindeutig, oft durchstreifte er stundenlang das Gelände, bis er den gesuchten Brunnen fand. Rund 80 der gesuchten Brunnen hat aber selbst Morell als Einheimischer bis heute nicht zu sehen bekommen: Sie liegen auf privaten Grundstücken und die Besitzer wollen keinen Zutritt gewähren. „Angeblich fürchten sie, dass ihre Brunnen dann überrannt werden", spottet Borel. Interessanterweise seien es fast ausschließlich Einheimische, die ihre Brunnen für sich behalten wollen. Viele der ausländischen Finca-Besitzer hätten die Trockenstein-Brunnenbauten auf ihren Grundstücken hingegen aufwendig restauriert und seien stolz, wenn sich jemand dafür interessiere.

Häufige Brunnennamen auf die Morell stieß waren Aigua dolça (Süßwasser), Font de s'Hort (Brunnen des Gartens), Font nova (neuer Brunnen) und Font des Poll, an denen hohen Pappeln gepflanzt waren, damit Schäfer sie schon von Weitem gut sehen konnten.

Auch über den geschichtlichen Kontext weiß Morell sehr interessant zu berichten. Als König Jaume I. die Insel im Jahr 1229 von den Mauren zurückerobert hatte, brachte er aus Katalonien, Frankreich und Italien Truppen von Adligen und Kirchenmännern auf die Insel, die für ihre Dienste mit Grundbesitz auf Mallorca entschädigt wurden. Im berühmten Text "libre de repartiment" wurde ganz genau festgehalten, wer welche Landstriche zugesprochen bekam. Gerade einmal 26 Brunnen wurden in dem damaligen Inventarverzeichnis zur Verteilung der Ländereien aufgeführt. Die heutigen Dörfer Mallorcas waren zur Zeit der Mauren Aussiedlerhöfe, die von einer einzigen Familie bewirtschaftet wurden. Sie entstanden alle am Ufer der torrents, die damals noch ganzjährig Wasser führten. Ansonsten sei Mallorca zu jener Zeit außerhalb von Palma relativ unbewohnt gewesen, weshalb man keine Brunnen gebraucht habe. Das änderte sich nach der Rückeroberung schlagartig. Die neuen Großgrundbesitzer brachten Siedler mit auf die Insel, die das Land als Pächter bestellten und Abgaben zu entrichten hatten. Zudem wurden Bewohner Palmas im Zuge der repoblacio mit Anreizen auf der ganzen Insel verteilt: Wer die Hauptstadt verließ, erhielt ein Haus und ein Stück Land.

Als die Bevölkerung wuchs und mit ihr der Bedarf an Lebensmitteln, waren es die wenigen im Land verstreuten und mittlerweile zum Christentum konvertierten Mauren, die mit ihrem traditionellen Wissen über Brunnenbau und Bewässerung wesentlich zu Sicherung der Versorgung beitrugen. Viele ihrer Brunnen haben sie in der traditionellen Qanat-Technik erstellt. Dabei werden horizontale Stollen so lange in den Berg gegraben, bis man auf eine grundwasserführende Schicht stößt. Zumeist verfügt der Stollen in seinem Verlauf über vertikale Öffnungen, über die der Erdaushub hinauf und die Steine zur Auskleidung hinabbefördert wurden und die die Arbeiter unter dem Erdboden mit Sauerstoff und Licht versorgten.

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Brunnen in der Qanat-Technik

https://fdocuments.ec/

 

Die horizontalen Gänge halten sehr hohem Druck stand und können Hunderte von Metern lang sein. Zu den längsten Qanaten der Balearen gehören der Son Reus in Llucmajor (299 m) und der Mare de Deu in Biniaraix (300m). Einfache und zumeist kurze Minenbrunnen verfügten über keine vertikalen Öffnungen.

Die Formen der Wassergewinnung und -förderung gehen aber über die von Morell dokumentierten ältesten Brunnen von Mallorca weit hinaus. Jeder Ort verfügte über seinen eigenen Dorfbrunnen, aus denen man das Wasser oft mühsam heben musste.

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https://www.fontsdetramuntana.com/altres/enginys/font-de-rosari

 

In den Ebenen und auf Anhöhen außerhalb der Serra de Tramuntana waren Quellen selten. Hier findet man viele alte Zisternen und Ziehbrunnen, an denen das Wasser aus tieferen wasserführenden Schichten nach oben befördert wurde. Wer seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, wird auf Mallorca noch die unterschiedlichsten Brunnenformen, mechanischen Hebehilfen - teils mit Gegengewichten zur Erleichterung der Arbeit - und Zisternenformen finden. In größeren Orten waren Straßenlaternen-Brunnen mit einer darunter gelegenen Zisterne verbreitet, aus der mithilfe einer an der Laterne angebrachten Kurbel Wasser hochbefördert wurde.

Bei den traditionellen Norias brachten Maultiere die Kraft zum Heben des Wassers auf. Sie trieben ein horizontales hölzernes Rad an, dessen Kraft wiederum auf ein senkrechtes Rad übertragen wurde, das Schöpfkrüge mit Wasser anhob. Im 19. Jahrhundert soll es auf Mallorca nach Schätzungen bis 4000 solcher Brunnen gegeben haben. Ihre Existenz ist aber schon für die maurische Zeit nachgewiesen.

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conselldemallorca.cat

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Font de Obis

sites.google.com

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Zisternenbrunnen Sínia des pou llarg am der Ma3220 in Sant Joan (39.596944, 3.043889) mit Schöpfrädern

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Ziehbrunnen vor Santuari de la Mare de Déu de Bonany, 39.594444, 3.087222

 

Mehr als die oft unscheinbaren Brunnen fallen den meisten Touristen wohl die Windmühlen auf, die heute noch das Landschaftsbild der Balearen-Insel prägen. Es wird vermutet, dass bereits die Perser im 7. Jahrhundert Windmühlen entwickelt und im Mittelmeerraum verbreitet haben. So gab es wohl auch auf Mallorca schon in vorchristlicher Zeit zahlreiche Windmühlen, mit deren Hilfe vor allem Getreide gemahlen, Oliven gepresst und Grundwasser aus Brunnen gehoben wurde. Dass sie heute vor allem dort zu finden sind, wo Quellen selten sind, resultiert daraus, dass sie in der Mehrzahl der Wasserhaltung dienten: Von den heute noch bestehenden gut 3000 Mühlen trieben über 2500 Wasserpumpen an, überwiegend zum Heben von Grundwasser, zur Bewässerung der Felder (einige wenige tun das noch heute) und nur zum kleineren Teil zum Trockenlegen der Sümpfe.

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Standort von Windmühlen

Wikipedia

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Lage von traditionellen Brunnen und Quellen

fontsdetramuntana.com - Mapa de fonts

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Mühle mit Brunnen und Wasserspeicher

mallorcamagazin.com

 

Gleichermaßen bedeutend wie die Gewinnung und Förderung von Wasser war seit jeher seine Verteilung. Es waren die Römer, die nicht nur die Städte Palma, Alcudia und Inca gründeten, sondern auch die Infrastruktur auf dem Land verbesserten. Als Meister des Wasserbaus errichteten sie unter anderem die ersten Aquädukte, verbesserten die Bewässerungssysteme und machten so den Weinbau möglich. Viel aus dieser römischen Zeit ist nicht erhalten geblieben, da nachfolgende Eroberer die Bauwerke schliffen und als Material für eigene Neubauten verwandten.

Entscheidende Impulse kamen ab Mitten des 9. Jahrhundert auch hier wieder von den Mauren. Obwohl viele Mallorquiner noch heute von einer Besatzung sprechen, erlebte Mallorca während der 300 Jahre andauernden Herrschaft der Mauen - nicht zuletzt wegen deren hochentwickelter Technologien - eine Blütezeit. Unter anderem legten sie zusammen mit den Brunnen umfangreiche und ausgeklügelte Bewässerungssysteme an, terrassierten die Gebirgslandschaften und legten Plantagen für Zitrus-, Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäume an. Noch kann man einen Teil dieser historischen Bewässerungssysteme entlang mancher Wanderwege sehen.  

Mancher, wie Bernat Fiol als Vorsitzender der Natur- und Denkmalschutzvereinigung Gadma, bedauert, dass Brunnen und Kanalsystemen heute nicht mehr die notwendige Sorgfalt und Pflege entgegengebracht wird, sie in Vergessenheit geraten oder gar als Müllhalde missbraucht werden. Gerade als Symbole einer Zeit, als man auf der Insel mit dem knappen Gut Wasser noch sorgsam umging, sollten sie nach seiner Meinung besser bewahrt und gewürdigt werden. Dass sie gegenüber den Windmühlen beim Denkmalschutz so ins Hintertreffen geraten sind erklärt er - sicher nicht zu Unrecht - damit, dass sie einfach weniger sichtbar, ja zumeist recht unscheinbar seien. Viele Mallorquiner würden sie daher gar nicht als schützenswertes Kulturgut wahrnehmen.

Doch es gibt mittlerweile auch wieder zahlreiche Inselbewohner, die sich mit viel persönlichem Engagement diesem alten Kulturgut Mallorcas zuwenden. Wer sich als Tourist dafür interessiert, kann um die Stadt Porreres vier Wanderungen unternehmen, die an traditionellen Brunnen vorbeiführen.

 

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.fontsdetramuntana.com/

mallorcazeitung.es - Mallorca, die Insel der 1657 Brunnen

Wikipedia - Qanat

Wikipedia - Windmühlen auf Mallorca

mallorcazeitung.es - Mallorcas Brunnen

auf-nach-mallorca.info - Die Noria

conselldemallorca.cat - Sinies

Google My Maps - Hydraulische Routen

 

 

Heutige Wasserversorgung und Probleme

 

Bernat Fiol kennt als Vorsitzender der Natur- und Denkmalschutzvereinigung Gadma auch die geschichtliche Entwicklung der Wasserversorgung Mallorcas: Wie überall auf der Welt traf man sich auch hier früher an den Brunnen im Dorf. Die mit der besten Wasserqualität waren der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung vorbehalten. Hatte ein Dorf mehrere Brunnen, dienten sie verschiedenen Zwecken. Wie der Name des Pou Llavoner in Sineu verrät, wurde hier Wäsche gewaschen.  

Seit jeher musste man mit den starken schwankenden Schüttungen der Karstquellen leben. Als auf Mallorca noch keine Stauseen oder Entsalzungsanlagen hatte, wurde streng rationiert. Während der Trockenperiode im Jahr 1850 etwa durften die Bewohner von Binissalem ihren Brunnen nur drei Stunden pro Tag nutzen, ein Tor sicherte den Zugang. Hielt die Trockenheit an, wurde vielerorts tiefer gebohrt, um Mensch und Tier zu versorgen.

Der Niedergang der jahrhundertealten, nachhaltigen Wasserwirtschaft setzte Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Der Bau von Wasserleitungen machte die alten Dorfbrunnen überflüssig, die neuen Brunnen wurden tiefer gelegt, viele der alten versiegten daraufhin. Manche wurden auch mit Straßen und Gebäuden überbaut, mit Bauschutt verfüllt oder geplündert. Heute verzieren ihre steinernen Wasserbecken manchen mallorquinischen Garten.

Jeder musste nach dem Ausbau der zentralen Wasserversorgungen nur noch den Hahn öffnen, schon war das Wasser da, ein Zustand, den wir heute als selbstverständlich ansehen. Doch der Klimawandel, ein ständig wachsender Tourismus und aktuelle Entwicklungen, wie die steigende Anzahl an Pools auf Privatgrundstücken und immer höhere Wasserverluste in den Leitungsnetzen belasten die Wasserressourcen zunehmend. Schätzungsweise mehr als ein Viertel des Wassers geht auf dem Weg zu den Haushalten verloren und an der Balearen-Universität wurde errechnete, dass ein Tourist mit 440 Litern am Tag gut dreimal so viel Wasser verbraucht wie ein Einheimischer.

Schon Mitte der 1990er Jahre musste die Insel einige Jahre lang mit Trinkwasser vom Festland und im Sommer 2016 einige Regionen der Insel mit Tanklastern versorgt werden. Der Stausee Embalse de Cuber war fast ausgetrocknet. Strandduschen und Springbrunnen wurden abgeschaltet und Hausbesitzern die Bewässerung von Garten und Pool mit Trinkwasser untersagt. Auch die Meerwasserentsalzungsanlagen in Palma, Alcudia und Andratx können nur begrenzt einspringen, zumal das Verfahren teuer und energieintensiv und die Entsorgung der zurückbleibenden Salzlake bei Umweltschützern umstritten ist.

Obwohl sich die Probleme seit Jahrzehnten immer deutlicher abzeichneten, wurden Jahr für Jahr mehr und tiefere Brunnenbohrung bewilligt. Heute liegt die Bohrtiefe bei etwa 150 bis 300 Meter, wobei der Bohrmeter mit Kosten von rund 150 EURO anzusetzen ist. Die Zahl neuer Brunnen lag im Durchschnitt der letzten Jahre bei über 700. Dazu kommen illegale Bohrungen und Entnahmen, die höher sind als die lizensierten Mengen. So sinken die Pegelstände in einigen Gegenden der Insel weiter. Auch einzelne Jahre mit überdurchschnittlichen Niederschlägen bringen den tiefen Lagerstätten in den betroffenen Gegenden wenig.

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Grundwasserreservoirs in Mallorca, Stand 2018

 

Neben der Wasserknappheit sind - wie mittlerweile in fast allen Gegenden der Erde - zunehmende Schadstoffbelastungen des Wassers ein Problem. Über drei Viertel der Vorkommen auf den Balearen weisen mittlerweile so hohe Belastungen mit Chlorid und Nitraten auf, so dass sie die Vorgaben der Europäischen Union nicht mehr erfüllen. Überdies versalzen die Böden zunehmend. Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass es höchste Zeit wird, zu handeln. Damit sich die Wasservorkommen erholen können, werden beispielsweise in mehreren Gebieten keine neuen Brunnen mehr genehmigt und sie müssen zudem mindestens 800 Meter von der Küste entfernt sein, um dem zunehmenden Eintrag von Salzwasser als Folge sinkender Süßwasserpegel vorzubeugen.

Eine Reihe von Auflagen soll den Wasserkonsum generell senken. Dazu gehören Hähne und Brausen mit Durchflussbegrenzern in öffentlichen Gebäuden, Hotels und Ferienwohnungen, das Gießen öffentlicher Parks mit aufbereitetem Wasser, der Anbau einheimischer Pflanzen, die Trockenheit gut vertragen, Verpflichtungen zur Wasseraufbereitung und anderes. Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob und wie weit sich solche guten Vorsätze in der Realität gegen den Widerstand von Lobbyisten und Uneinsichtigen durchsetzen können.

Ein Blick auf Mallorcas nachhaltige Wasserbewirtschaftung vor vielen Jahrhunderten könnte helfen, die Versorgung auch künftiger Generationen sicherzustellen.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

soy-real-estate.com - Gegen Wasserknappheit auf Mallorca

mallorcamagazin.com - Neue Brunnen auf Mallorca

hsmexclusive.com - Mallorca und seine Tiefbrunnen

mallorcazeitung.es - Masterplan für Mallorcas Wasserversorgung