Leitfaden zur Quellensuche

Quellenleitfaden

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Willkommen zum Quellenleitfaden - unserem umfassenden Begleiter in die faszinierende Welt der Quellen. Ob Ihr nun aus Neugierde, Naturverbundenheit oder wissenschaftlichem Interesse mehr über diese kostbaren Naturschätze erfahren möchten, hier findent Ihr wertvolle Informationen und praktische Anleitungen zur Erkundung, Dokumentation und zum Schutz von Quellen.

 

Roskilde: Quelle

 

 

  Auf Quellentour in Roskilde Koordinaten

 

Die Besiedlung der Gegend von Roskilde auf Seeland hat ihre Wurzeln in prähistorischer Zeit, wie vielfältige Funde aus der Bronze- und Eisenzeit in Gammel Lejre westlich der Stadt zeigen. Ihren Aufstieg zur Königspfalz und Bischofsresidenz um das Jahr 1000 verdankt die Stadt vermutlich nicht zuletzt ihren zahlreichen Quellen. Von den ehemals zwölf Quellen im Stadtgebiet, die Roskilde (übersetzt etwa Lob der Quellen) den Namen gaben, gibt es heute noch acht. Drei von ihnen sind Heilige Quellen: die Helligkors Kilde, die Sct. Hans Kilde und die Sct. Ibs Kilde mit ihrem eisenhaltigen Wasser. Möglicherweise wurden sie schon in vorchristlicher Zeit rituell genutzt, Näheres Informationen hierzu fehlen aber. Andere Quellen wurden zum Waschen und Bleichen genutzt. An den zwei Bächen in der Stadt wurden vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert insgesamt sieben Mühlen betrieben. Zusätzlich gab und gibt es Quellen am Fjord und rund um die Stadtgärten.

Die westlich gelegene Quellen Store Blegdams, Höjbrönds und Helligkors wurden in die Wasserversorgung einbezogen, als Roskilde 1880 ein Wasserwerk erhielt, der Wasserbedarf dadurch kontinuierlich zunahm und dem Grundwasserleiter mit Pumpen immer mehr entnommen wurde. In der folgenden Zeit fiel der Grundwasserspiegel so weit, dass Quellen und Teiche erheblich Wasser einbüßten, manche auch vollständig trockenfielen. Seit 1984 greift die Stadt auf andere Bohrungen zurück, wodurch der Grundwasserspiegel in Roskilde langsam wieder ansteigt.

Die Vielzahl von Quellen ist geologisch durch den Untergrund aus Kalkstein zu erklären, auf dem die Stadt errichtet ist. In den eiszeitlich geformten Landschaften von Norddeutschland bis nach Schweden, die von Ebenen und leicht hügeligem Profil geprägt sind, stellen solche ausgeprägten Kalkplateaus eher eine Ausnahme dar. Im 11. und 12. Jahrhundert, bevor der Ziegelstein üblich wurde, baute man in der Stadt Travertin ab, den die Quellen aus dem kalkhaltigen Boden ausgetragen und abgelagert hatten. Der Quellkalkstein lässt sich im frischen Zustand leicht in Blöcke schneiden, nach dem Trocknen wird er zu hartem Stein. Alle 15 Kirchen von Roskilde wurden zu dieser Zeit in Kalkstein errichtet, später dann teilweise aber durch Ziegelbauwerke ersetzt.

Die aufstrebende mittelalterliche Stadt war durch die Vielzahl ihrer Quellen nicht nur bestens mit Trinkwasser versorgt, sondern die Heiligen Quellen zogen auch zahlreiche Pilger an, die Seelenheil, körperliche Genesung und nicht zuletzt Vergnügungen suchten. So wie die Wirtschaft heute Milliarden Euro mit Mineral- und Tafelwässern umsetzt, so waren früher die Heiligen Quellen ein beachtlicher ökonomischer Faktor. An Roskildes bekanntester Heiliger Quelle, der Helligkors Kilde, fand um die Mittsommernacht ein großer Jahrmarkt statt, auf dem vermutlich mehr Bier und Schnaps als Wasser floss.

Dass neben der Sct. Ibs Kilde (Ib dänisch für Jakob, hier der Apostel Jakob der Ältere) schon um das Jahr 1100 eine kleine Kirche errichtet wurde, dürfte ebenfalls kein Zufall sein. Die Pilgerschaft zu den bekanntesten der Heiligen Quellen wollten organisiert sein, die Opfergaben der Pilger waren zumindest bis zur Reformation eine beachtliche und begehrte Pfründe. In traditionell katholischen Gegenden entstanden vor allem zur Zeit des Barock zahlreiche prunkvolle Kirchen mit dem Geld, das die Wallfahrt in die Kassen spülte. Drohte der Pilgerstrom zu versiegen, musste mit einem Wunder oder auch wundersamen Heilungen nachgeholfen werden – echten, notfalls aber auch gefakten. Dass etwa König Frederic IV. von einer hartnäckigen Krankheit genas, nachdem er mit dem Wasser der Hilligkors Kilde gekurt hatte und sie fortan zum Hoflieferanten erklärte, kam ihrem Ansehen sicher zugute. Und schließlich wollte die Geistlichkeit auch ein Auge darauf haben, dass sich nicht wieder heidnische Bräuche an den alten Ritualquellen einschlichen, wie es besonders in Skandinavien durch all die Jahrhunderte immer wieder der Fall war.

Die Quellen, über deren Geschichte und Bedeutung glücklicherweise einiges an Informationen vorliegt, lassen sich auf einem Rundgang durch die historisch bedeutende und sympathische Domstadt gut erkunden. Sie liegen wesentlich nördlich des romanisch-gotischen Doms, der noch heute das Herz der Stadt bildet, die sterblichen Überreste von 20 dänischen Königen und 17 Königinnen beherbergt und 1995 von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde. Einzig die Helligkors Kilde am Helligkorsvej liegt südwestlich etwas abseits. Wo man den Rundgang am besten beginnt, ist nicht zuletzt von den Parkmöglichkeiten abhängig. Am Hafen findet man oft auch mit Wohnmobil einen Platz.