Ljubljanica in Vrhnika

 

 

  Quellen der Ljubljanica Koordinaten

 

 

Wenn der insgesamt etwa 85 Kilometer lange Fluss Ljubljanica in der Nähe des Ortes Vrhnika aus seinen zahlreichen Quellen unterhalb steiler Karstwände tritt, hat er bereits über 60 Kilometer unter sechs verschiedenen Namen zurückgelegt, davon 20 Kilometer in unterirdischen Karsthöhlen. Er hat sich dabei über und unter der Erde mit zahlreichen Fließgewässern zusammengetan und hat auch Wasser an tiefer gelegene Höhlensysteme verloren. Einen Teil seines Wassers verliert er in diesen unterirdischen Labyrinthen des slowenisch-kroatischen Karsts vermutlich sogar an die Adria. 

Die eigentliche Quelle des Flusses liegt nach derzeitigem Wissensstand im Obrh-System, taucht dann wieder auf im periodischen See Cerknisko Jezero, verlässt diesen in gewaltigen Schlundlöchern, um wenige Kilometer weiter als Fluss Rak in der bizarren Landschaft von Rakov Skocjan wieder aufzutauchen, taucht unter der Höhle von Postojna durch, wo er sich mit dem Fluss Pivka vereint, um dann in der gewaltigen Planinska Jama als Unica wieder aufzutauchen. Auch durch die Ebene von Planina schafft es der hier schon recht beachtliche Fluss nur ein paar Kilometer weit, bevor er wieder in Höhlensystemen versickert, um schließlich dann in den zahlreichen Quellen auf etwa 330 Höhenmeter bei Vrhnica wieder aufzutauchen und schließlich nach etwa 20 Kilometer in die Save zu münden. Die Ljubljanica wird deshalb auch "der Fluss mit den sieben Namen" genannt.

 

 

Im Gebiet zwischen Vrhnika und Ljubljana (“Ljubljansko Barje”), das die dunkelgrüne, wasserreiche Ljubljanica mit ihrer Durchschnittstiefe von vier Meter und äußerst geringem Gefälle durchfließt, wurden zahlreiche Artefakte aus den verschiedensten Epochen der Vergangenheit gefunden sowie Reste von Pfahlbauten, die bereits auf das vierte vorchristliche Jahrtausend datieren. Viel hat hierzu vermutlich der Fischreichtum des Flusses beitragen, der ganzjährig auch von etwas größeren Booten befahren werden kann, und dessen Ufer von einer üppigen Vegetation gesäumt sind.

 

 

In der Antike trug er den Namen Nauportus und mit seinen Quellen ist die griechische Sage von den Argonauten verbunden: Hier soll Jason einen fürchterlichen Drachen besiegt haben (der heute das Stadtsymbol Ljubljanas ist), wonach die Argonauten ihr Schiff zerlegten und es auf dem Landweg zur Küste des Adriatischen Meeres transportierten. Einige der Artefakte weisen darauf hin, dass der Fluss in früherer Zeit als heilig galt.

Wie viele der Karstphänomene des Balkans sind auch die landschaftlich überaus schön gelegenen Hauptquellen der Ljubljanica wenig bekannt. Selbst die Recherche im slowenischen Netz gibt wenig Informationen her. Zu allem Überfluss kursieren für die einzelnen Quellen unterschiedlichste Namen, auf Karten sind sie überwiegen auch ganz namenlos. Einzig ein paar gut gemachte Informationstafeln vor Ort geben etwas näher Auskunft nicht nur zu Lage und Namen der Quellen, sondern auch über das über- wie unterirdische Einzugsgebiet der Ljubljanica. Zur Karte Ljubljanica Retovj

Neben der Bistrica führen vor allem die Quellen des malerischen Mocilnik-Tals unter den steilen Teufelsfelsen (Hudiceve Skale), die benachbarten Retvoje-Quellen (Izvir pod Skalu, Izvir pri Kofetu,im Ortsteil Verd und die Quelle Gradarjev Brezen dem Fluss sein Wasser zu.  Der Name Retovje (ähnlich wie Retje, Dolnje Retje) leitet sich vom slowenischen "retje" ab, was etwa so viel wie kräftige Karstquelle bedeutet. Der häufige Name "okno" für Quellen bedeutet in etwa Fenster, "okence" als Diminutiv soviel wie Fenstercherchen.

Nach stärkeren Regenfällen treten auch direkt am Weg, der zu den Retovje-Quellen (Izvir pri Kofetu, Izvir pod Skalu, Izvir pod Orehom) führt, zahlreiche Quellen aus, die dann sehr stark schütten und in reißenden Kaskaden einige Meter weit zum Fluss hinunterstürzen. Der Fluss verliert nach solchem Starkregen zwar sein klares Wasser und seine überaus schöne Farbe - alleine das Schauspielt solch heftiger Ausbrüche des Wassers aus den Verwerfungen des Hanges mit all seinen Spalten und Ritzen ist aber einen Besuch wert. Die Karstquellen und das Feuchtland von Retovje wurden erstmals 1939 näher untersucht. Die Höhlen der großen und kleinen Quelle (Veliko Retovje und Malo Retovje) wurden mittlerweile auf eine Länge von mehreren hundert Metern erforscht.

Dem Quellarm aus dem Mocilnik-Tal fließt der Bach Bela zu, der seine Quelle Lintvern etwa sechs Kilometer östlich von Vrhnika auf über 500 Metern hat. Nach gut einem Kilometer vereinen sich die beiden Quellarme zur Ljubljanica, der ein Stück weiter von einer benachbarten Quelle die Ljublja zufließt sowie ein Stück flussab die Bistra und die Borovniscica, die ihren Ursprung (Bistraquelle 1, Bistraquelle 2, Bistraquelle 3) in einem Gebirgstal mit zahlreichen Wasserfällen hat.

Die zwei Hauptquellgebiete der Ljubljanica südlich des sympathischen Städtchens Vrhnika sind über gut angelegte Spazierwege zu erreichen und zu jeder Jahreszeit jedenfalls einen Abstecher von der Autobahn wert, die hoch oben über dem Quellgebiet verläuft. Hat man etwas mehr Zeit, so kann man den Spaziergang um einige kleinere Quellen erweitern, etwa den Austritt des Hribski Potok oder eine Nebenquelle der Mala Ljubljanica.